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Von den Gemeindeparzellen ist der Hauptort a) das Pfarrdorf Baiersbronn (Sitz eines Revierförsters, eines practicirenden Arztes und einer Filialapotheke), im Forbachthale, beinahe 11/2 Stunden nordwestlich von der Oberamtsstadt an der Staatsstraße gelegen, die von Freudenstadt durch das Murgthal führt. Auf einem leichten Ausläufer gegen den Forbach, der sich etwa 1/8 Stunde unterhalb des Orts mit der Murg vereinigt, hat das längs der Straße hingebaute, in die Länge gezogene Dorf eine sehr freundliche Lage, die wegen der hohen Berge keine ausgedehnte, jedoch eine anmuthige Aussicht, theils in das Forbachthal, theils in das Murgthal und einzelne Seitenthäler desselben erlaubt. Die Gebäude sind ziemlich ansehnlich, häufig an den Außenwänden verschindelt, zum Theil auch im städtischen Style erbaut und haben, mit Ausnahme weniger noch vorhandenen Schindeldächer, Ziegelbedachung; nur auf den zerstreut liegenden Weilern und Höfen findet man nicht selten noch eigentliche, ganz aus Holz erbaute und mit Schindeln gedeckte Gebirgswohnungen, denen sogar zuweilen das Kamin fehlt, so daß der Rauch seinen Ausweg durch die Dachfenster etc. suchen muß. Vortreffliches Trinkwasser, das zum Theil aus dem Brunnenteich 1/4 Stunde weit hergeleitet wird, ist in Fülle vorhanden; namentlich besteht in der Nähe des Pfarrhauses ein in einem Gewölbe gefaßter Brunnen (Brunnenhäusle), welcher ein besonders gesundes Wasser liefert; er soll unter der Kirche entspringen und dem Ort den Namen gegeben haben.

Die im Jahr 1791 mit dem Ort abgebrannte Pfarrkirche wurde im Jahr 1802 ohne Chor neu erbaut; der viereckige, massive Thurm, nur unbedeutend über den First des Langhauses sich erhebend, stammt noch aus früherer Zeit und besteht aus vier Stockwerken, von denen das unterste, mit einem Kreuzgewölbe versehene, einen Durchgang bildet. In dem obersten, mit einem Zeltdach gedeckten Stockwerke hängen 2 Glocken, die größere mit der Umschrift: Ave Maria veni cum pace anno 1400; auf der kleinern steht: Osanna hais ich, Pantlion Sydler in Esselingen gos mich, do man zalt 1480 Jar. Die Kirche ist Eigenthum des Ortsheiligen (St. Maria) und von der Gemeinde zu unterhalten. Nördlich vom Ort liegt der Begräbnißplatz, auf dem auch die Verstorbenen der Filialorte, mit Ausnahme von Kniebis, beerdigt werden.

Das der Kirche gegenüber gelegene Pfarrhaus, welches der Staat zu unterhalten hat, wurde nebst dem dazu gehörigen Ökonomiegebäude im Jahr 1792 neu gebaut.

Das 1794 erbaute Rathhaus, ein ansehnliches Gebäude mit

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_176.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)