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Freudenstadt, während der nördlich derselben liegende Theil der Gemeinde Baiersbronn (s. unten) zugetheilt ist; den oberen Kniebis aber, soweit er nach der ihn durchziehenden Landesgrenze nicht zu Baden gehört, scheidet die frühere Landstraße und theilt den südlich derselben gelegenen Theil der Gemeinde Freudenstadt, den nördlichen der Gemeinde Baiersbronn zu[1]. Der untere Kniebis besteht aus vereinzelt stehenden Gebäuden, die sich theils in der Ebene des hier beginnenden Forbach-Thales, theils an einem südlich gegen dasselbe leicht geneigten Abhange lagern. Diese einzeln stehenden, an den Außenseiten verschindelten, jedoch meist mit Ziegeln gedeckten Wohnungen haben ein freundliches Aussehen und machen, obgleich sie kahl, ohne Bäume in ihrer Nähe zu haben, mitten auf Ackerfeldern liegen, dennoch keinen üblen Eindruck. Um das ehemalige Kloster (s. unten), in der schmalen Thalebene des Forbachs gelegen, dringen sich einige Gebäude, darunter auch das Gasthaus zum Ochsen, und bilden wohl die freundlichste Gruppe des Orts; das nun in eine Bauernwohnung umgewandelte Klostergebäude verräth seine ursprüngliche Bestimmung durch seinen massiven Unterstock, zu dem an der Nordseite ein spitzbogiger Eingang führt. An die Rückseite des Gebäudes lehnen sich Überreste von alten Mauern, die einem Wohngebäude angehört zu haben scheinen. Nördlich des Klosters stand die Kirche, welche im Jahr 1799, den 2. bis 3. April, von den Franzosen ausgebrannt und zerstört wurde. Die noch vorhandenen Ruinen bestehen in dem unteren Theil der westlichen Giebelseite und unbedeutenden Resten der beiden Langseiten; die Giebelseite hat zwei gut erhaltene, mit germanischem Maßwerk gefüllte Spitzbogenfenster und an der südlichen, dem ehemaligen Kloster zugekehrten Langseite ist der schön construirte, spitzbogige Eingang noch sichtbar. Das Innere der Kirchenruine ist von dem Staat, als Eigenthümer, an den Besitzer des nahe gelegenen Gasthauses zum Ochsen verpachtet, der es zu einem freundlichen Blumengärtchen umgewandelt hat. Der Kirche


  1. In den Jahren 1604–1664 war der Kniebis nicht mehr Grenzort Württembergs, weil die Städte und Ämter Oberkirch und Oppenau innerhalb dieses Zeitraums als Pfandschaft eine Besitzung Württembergs waren. – Der Kniebis wird auch in den eigentlichen Kniebis im engeren Sinne und in den Kniebis im weiteren Sinne eingetheilt; zu dem erstern gehört der ehemalige Klosterbezirk Kniebis, mit Einschluß des gewesenen Zollhauses, des Gasthauses und seiner Markung, des sog. Jägerhäusles und eines 1/4 Stunde entlegenen Bäckerhauses (s. J. E. Müller, Statistisches Handbuch der evangel. Kirche in Württemberg, S. 172).
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_162.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)