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spät zur Reife kommen. Überdieß zieht man Futterkräuter, in neuerer Zeit Riesenmöhren, Flachs und Hanf; Kraut und Blätterkohl wird viel in Ländern gebaut. Auf den Morgen rechnet man Aussaat 9 Simri Dinkel, 9 Simri Hafer, 4 Simri Roggen, 4–5 Simri Gerste und ebensoviel Weizen; der durchschnittliche Ertrag wird zu 8–9 Scheffel Dinkel, 7 Scheffel Hafer, 4–5 Scheffel Roggen, 5–6 Scheffel Gerste und 7 Scheffel Weizen angegeben. Die Preise eines Morgens Acker, welche früher höher standen, bewegen sich gegenwärtig von 200–400 fl. Die Felderzeugnisse reichen zur Befriedigung des Bedürfnisses der Ortseinwohner nicht hin, daher noch vieles Getreide von Außen gekauft wird.

Von verhältnißmäßig größerer Bedeutung als der Ackerbau ist der Wiesenbau, welcher in großer Ausdehnung betrieben wird und gutes, reichliches Futter liefert. Die Wiesen, die etwa zur Hälfte bewässert werden können, sind 2mähdig, die um die Stadt gelegenen, welche man mittelst des Abwassers aus der Stadt bewässert erlauben sogar einen dritten Schnitt und liefern durchschnittlich 60 bis 70 Centner Futter per Morgen, von den weniger guten wird der Ertrag zu 40 Centner und von den geringsten zu 30 Centner angegeben. Von dem erzeugten Futter wird viel nach außen abgesetzt. Die höchsten Preise der Wiesen betragen 700 fl., die mittleren 400 fl. und die geringsten 200 fl. für den Morgen.

Die Obstzucht ist bei den minder günstigen climatischen Verhältnissen unbedeutend, obgleich man sich die Emporbringung derselben angelegen seyn läßt; so wurden z. B. im Jahr 1836 ein öder Platz unter der Leitung des Schullehrers Brucklacher von den Schulkindern meist mit Kirschbäumen, vermischt mit Apfel- und Birnbäumen, angepflanzt, von denen namentlich die Kirschbäume ein gutes Fortkommen zeigen. Auch ist eine im Jahr 1818 angelegte Saat- und Pflanzschule vorhanden, aus der die Kinder alljährlich mehrere tausend Jungstämme unentgeldlich beziehen. Als besondere Erwerbsquelle ist die Rindviehzucht anzusehen, welche sich meist mit einer etwas kleinen Landrace, zum Theil auch mit Schweizervieh beschäftigt, indem neben einer beträchtlichen Milchgewinnung noch ein namhafter Handel, mit Vieh, vorzugsweise in das Großherzogthum Baden getrieben wird. Zur Erhaltung und Verbesserung des Viehstandes sind 7 tüchtige Zuchtstiere vorhanden, die ein Ortsbürger unter Aufsicht der Gemeindebehörde anschafft und unterhält, wofür ihm die Gemeinde neben der Nutznießung von 7 Morgen Wiesen jährlich 200 fl. reicht. Viehaustrieb in die Gemeindewaldungen findet noch statt.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_147.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)