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4) Das Armenhaus wurde 1854 von der Gemeinde um 900 fl. angekauft und eingerichtet.

5) Das auf dem Marktplatz stehende öffentliche Waschhaus besteht schon längst und wurde im Jahr 1841 namhaft vergrößert.

6) Das in der nordwestlichen Ecke des Marktplatzes stehende, zuletzt für das Oberamtsgericht bestimmte Gebäude erkaufte im Jahr 1854 die Gemeinde von dem Staat um 3325 fl.; dasselbe ist alt, massiv erbaut und mit kollosalen Strebepfeilern versehen. Eine steinerne Wendeltreppe führt zu den oberen Gelassen des Gebäudes, welches ursprünglich das Arsenal gewesen seyn soll. Später diente es verschiedenen Zwecken, als Kaufhaus, Sitz des Forstamtes[1], des Oberamtes und zuletzt des Oberamtsgerichts; gegenwärtig haben die an den verschiedenen Schulen angestellten 5 Unterlehrer freie Wohnung in dem Gebäude, während der übrige Theil an Privaten vermiethet wird.

7) Die Zehntscheuer, welche früher dem Staat gehörte, wurde vor etwa 6 Jahren von der Stadtgemeinde angekauft.

b) Der Amtskorporation gehört: die auf dem Marktplatz angenehm gelegene Wohnung des Oberamtsarztes, welche im Jahr 1854 wesentlich verbessert und verschönert wurde. Merkwürdiger Weise steht dieses Gebäude gerade auf der Wasserscheide, so daß die westliche Traufe desselben ihr Wasser in den Rhein, die nördliche in den Neckar sendet.

Folgende Gebäude sind Eigenthum des Staats, welchem auch die Unterhaltung derselben obliegt:

1) Die massive Pfarrkirche, welche ebenfalls in die langweilige Regelmäßigkeit der Stadt eingepaßt wurde, erhielt auf einem, von den Bergleuten aus St. Christophsthal zu diesem Zweck ausgesuchten Felsen ihre Stelle in der südwestlichen Ecke des Marktplatzes und zwar in der Figur eines rechten Winkels, dessen einer Schenkel (Flügel) sich der südlichen, der andere der westlichen Häuserreihe des


  1. Anmerk. Wann Freudenstadt der Sitz eines Forstamtes wurde, ist ungewiß; schon im Jahr 1624 hatte es einen Forstmeister, der aber, wie sein Nachfolger auf der Burg Neuneck wohnte. In der Zeit 1643 bis 1655 war diese Stelle mit der des Untervogts vereinigt, und 1655–1674 dem Untervogt in Dornstetten übertragen. Um das Jahr 1722 wurde der frühere Hornberger Forst mit dem von Freudenstadt vereinigt und der Forstmeister, welcher seinen Sitz auf der Burg Landehr bei Schiltach hatte, von da nach Freudenstadt versetzt.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_138.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)