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Was die Nebennutzungen betrifft, so ist 1) das Harzsammeln in neuerer Zeit sowohl in den Staats- als in den Corporationswaldungen aufgehoben worden, und findet nur noch in den Privatwaldungen statt; früher wurde es ausgedehnt betrieben und schon im Jahr 1595 sind in den Waldungen der Kniebisgegend jährlich über 200 Centner Pech und Harz gewonnen und nach Straßburg abgesetzt worden (Crusius Chronik II, 399). 2) Die Waldstreu, als Nadelstreu, Heide, Moos und dürres Waldgras wird um so mehr benützt, als das Stroherzeugniß verhältnißmäßig sehr unbedeutend ist. 3) Die Gräserei ist nur auf Wegen und holzlosen Stellen gestattet, dagegen wird die Waldweide noch vielseitig benützt. 4) Die Gewinnung des Holzsamens wird vielfältig betrieben; dagegen ist 5) das Eckerig wegen den selten vorkommenden Eichen und Buchen von keiner Bedeutung. Endlich gewähren 6) eine weitere Nebennutzung die Heidelbeere, Preiselbeere, Himbeere, Erdbeere und Brombeere, welche in großer Ausdehnung von den ärmern Einwohnern gesammelt und theils roh verspeist oder verkauft werden, aus den Heidelbeeren und Himbeeren wird Branntwein bereitet, der einen Handelsartikel bildet; in neuerer Zeit werden die Heidelbeere auch gedörrt in den Handel gebracht.

Die Fortschaffung des Holzes geschieht bei dem Langholz bis an die Rieß- oder an die Spannstätten mit dem Lottbaum oder auf der Achse. In zahlreich vorhandenen Schwellweihern wird das Langholz eingebunden und weiter verflößt, und zwar auf der Kinzig nach Kehl an den Rhein, auf der Glatt und der Lauter in den Neckar nach Mannheim, auf dem Zinsbach in die Nagold, aus dieser durch die Enz in den Neckar ebenfalls nach Mannheim; Scheiterholz geht auf dem Poppelbach in die Enz und weiter in die Holzgärten nach Bissingen und Bietigheim. Vieles Nutzholz geht, seit auf der Murg kein Langholz mehr geflößt wird, in Form von Brettern auf der Achse über die Grenze. Auch die Schnittwaaren, welche in dem Waldach-Thale und dessen Seitenthälern, wie in dem Reinerzauer-Thale geschnitten werden, gehen per Achse in das Murg-Thal, wo sie abgestoßen und in den Rhein weiter gebracht werden.

Das Scheiterholz wird je nach der Jahreszeit entweder auf der Achse oder auf Schlitten aus den Waldungen geschafft und auf den Floßbächen weiter gebracht. Die Wildflößerei wird übrigens nur noch auf der Schönmünzach, dem Langenbach und der Murg von Schönmünzach abwärts getrieben.

Das nach Befriedigung des Bedürfnisses der Bezirksinsassen zur Ausfuhr kommende Lang- und Scheiterholz nebst Schnittwaaren mag

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 089. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_089.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)