Seite:OAB Freudenstadt 083.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das für den Ackerbau benützte Land hat meist eine flachwellige Lage auf den Hochebenen; die Thalgehänge selbst aber, wie der weit größere Theil der Hochebenen dienen dem Waldbau, während die Thalsolen und die ihr zunächst gelegenen untersten Ausläufer der Thalgehänge meist mit großem Vortheil als Wiesen und nur theilweise für den Ackerbau benützt werden.

Größere Güter, deren rationeller Betrieb der Umgegend zum Muster dienen könnte, finden sich keine; in den eigentlichen Feldbau treibenden Gemeinden ist zwar im Allgemeinen das Grundeigenthum klein getheilt, doch gehört der Besitz von 50 und 100 Morgen in einer Hand nicht zu den Seltenheiten.

Unter den bedeutenderen Güterbesitzern im Bezirk hat sich der verstorbene Schultheiß Mast in Schernbach um die Hebung der Landwirthschaft große Verdienste erworben; diesem Beispiel folgten sein Sohn und der frühere Anwalt Keppler, welche durch ihren rationellen Betrieb wohlthätig auf die ganze Umgegend einwirken.

Das Erzeugniß an landwirthschaftlichen Producten reicht für das Bedürfniß der Bezirksangehörigen nicht hin, so daß die meisten Orte genöthigt sind, ihren Bedarf theilweise von Außen zu beziehen, daher ein ziemlich bedeutender Passivhandel, namentlich an Getreide, stattfindet. Einzelne Orte reichen zur Noth mit den auf ihren Markungen erzeugten Brodfrüchten, andere, als: Böffingen, Grünthal, Hörschweiler, Ober-Iflingen, Schopfloch, Thumlingen, Unter-Iflingen und Wittendorf können noch Früchte nach Außen absetzen. Von Handelsgewächsen baut man etwas Reps, ziemlich viel Hanf und Flachs, jedoch meist für den eigenen Bedarf; nur die Orte Besenfeld, Göttelfingen, Igelsberg, Schömberg und Wörnersberg bauen Flachs in einer Ausdehnung, daß sie in günstigen Jahren auch nach Außen verkaufen können.

Der Ertrag an Wiesenfutter ist beträchtlich und erlaubt nicht nur die Erhaltung eines ausgedehnten Viehstandes, sondern in einzelnen Orten, wie in Freudenstadt, Aach und Dornstetten einen Absatz nach Außen.

Die Obstzucht ist im Allgemeinen im Zunehmen begriffen und auf einzelnen Markungen verhältnißmäßig ziemlich ausgedehnt; sie gewährt jedoch wegen des rauhen Klima’s selten einen erheblichen Ertrag, der mit wenig Ausnahmen in den Orten selbst verbraucht wird.

Beinahe im ganzen Bezirk findet für die Viehzucht noch Weidebenützung statt; nur die Orte Dornstetten, Glatten, Herzogsweiler, Loßburg, Neuneck, Ober- und Unter-Iflingen, Pfalzgrafenweiler,

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 083. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_083.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)