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Waaren- und Lebensmittel-Zufuhr von Mauth und Zoll befreit. Sie dürfen nur in Nothfällen Kriegsdienste thun, aber jedes bürgerliche Gewerbe treiben, ihr Eigenthum an Häusern, liegenden Gütern und fahrender Habe nach Belieben verkaufen und vergeben. Im St. Christophsthal werden Wochen- und Jahrmärkte errichtet. Das zum Bergbau nöthige Holz liefert der Herzog den Gewerken gegen Abtretung eines Achtels an jeder Kuxe, Kohlen und Brennholz um „einen gebührlichen Waldzins“, auch unterhält er die schon vorhandenen, zum Hüttenbau gehörigen Gebäude, doch ist es den Gewerken freigestellt, deren noch mehrere zu errichten. Erst wenn so viel Erz gehauen ist, daß man daraus 400 Mark Silber gewinnen kann, erhält der Herzog als Zehnten den neunzehnten Centner oder Kübel Erz, von der feinen Mark Silber 30 Kreuzer, und vom Centner Kupfer bei der Ausfuhr noch weitere 24 Kreuzer, bezahlt dagegen den Gewerken die feine Mark mit 10 fl. 25 kr. Wer einen neuen Gang entdeckt, bekommt ein Geschenk, mit seiner Ausbeute darf jeder frei handeln und dieselbe kann unter keinem Vorwand mit Beschlag belegt oder Schulden halber weggenommen werden. Im Jahr 1598 errichtete der Herzog auch eine Gewerkschaft, in welche nächst ihm der Wild- und Rheingraf Otto, Schenk Friedrich von Limpurg u. m. A. traten. Mit seinen Mitgewerken errichtete er den 10. November 1598 einen Vertrag folgenden Inhalts: Die Gruben altes und neues Glück an der Kehrsteig sollen vereint, neben ihnen der Sophienstollen, die Gruben Dorothea und Haus Württemberg bebaut werden. Den neu aufgefundenen „Erbstollen oder sogenannten Fürstenbau“ wollte der Herzog auf eigene Kosten „bis zum Durchschlag treiben lassen“, hierauf sollte er ebenfalls der Gewerkschaft gehören. Das nöthige Holz wollte er 20 Jahre lang den Stamm um 1 Kreuzer liefern, und was man von Eisen brauche, aus dem Brenz- und Kocherthal herbeischaffen lassen. Es wurden auch verschiedene neue Bauwerke, ein trockenes Pochwerk (1597), ein Wasserwerk (1598) u. s. w. aufgeführt und der Gruben- wie der Hüttenbau in einem weiten Umkreis sehr fleißig betrieben. Schon 1597 eröffnete man bei Dornstetten zwei Gruben, deren eine Spuren früherer Bearbeitung zeigte, auf Silber und Blei, ließ sie aber wegen zu geringer Ausbeute schon im nächsten Jahr wieder eingehen; um dieselbe Zeit befahl der Herzog, bei Reichenbach, wo sich in einem älteren Bau reichhaltiges Kupfererz fand, zu graben, obwohl die Bergleute wegen der „gar schlimmen Wasser“ davon abriethen, und fing auch, auf den Rath eines Ruthengängers, am gegenüberliegenden Berge einen Stollen an; doch gab man, weil das Erz sich geringhaltig zeigte und nicht besser werden wollte, diesen Bau 1600 wieder auf. Günstigere Aussichten eröffnete 1598 das Bergwerk bei Königswart an der Murg, da der Gang ziemlich mächtig und das Erz reichhaltig war. Man arbeitete daher hier sehr häufig, obwohl die Bergleute stark über Beunruhigung durch Berggeister klagten. Die meiste Ausbeute aber gaben Anfangs die Werke

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 075. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_075.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)