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welcher Jahre lang seinen Wohlgeruch beibehält. In den rauhesten und höchsten Gegenden des Bezirks haben sich eine Menge hochnordischer Flechten angesiedelt wie: Parmelia fahlunensis, stygia und encausta, Gyrophora glabra, proboseidea, cylindrica, Stereocaulon paschale etc. Die Rinde der Bäume überziehen die seltensten Flechten des Landes, wie die milchfarbige Thelotrema (Th. lepadium), die Korallenflechte (Spaerophoron coralloides), die Lungenflechte (Sticta pulmonacea), die Blutflechte (Lecidia sanguinaria), und die modernde Feuchtigkeit liebende (L. icmadophila), zahlreiche Schildflechten (Parmeliae), die Haarflechte (Alectoria jubata und sarmentosa), die schwärzliche Borrere (Borrera furfuracea), die Blumenflechte (Usnea florida), und die längste Flechte der Erde (Usnea longissima) hängt öfters in klafterlangen, grauen Fäden an den Zweigen der Tannen herab. An vermoderten Stämmen trifft man ein merkwürdiges Laubmoos ohne Laub (Buxbaumia aphylla) u. s. w. Wegen ihres Gebrauchs sind noch anzuführen: das Ackerschaftheu (Equisetum arvense) und das Winterschaftheu (E. hiemale). Von eßbaren Schwämmen kommen vor: der Pfifferling (Agaricus cantharellus), der Champignon (Ag. campestris), die Morchel (Morchella esculenta) und andere.

B. Thierreich.

Die Fauna des Bezirks hat manches Eigenthümliche und zeichnet sich vor den dem Schwarzwalde nicht angehörigen Theilen des Landes besonders aus.

Von den Säugethieren des Waldes sind das wilde Schwein, welches früher in den weitgedehnten Waldungen so heimisch war und das Edelwild jetzt ganz verschwunden; viel länger schon ist dies der Fall bei den Bären, auf welche hier noch im 15. Jahrhundert gejagt wurde (Grimm, Weisthümer I, 384. 388). Sogar das Reh gehört neuerlich zu den Seltenheiten und auch der Hase wird weniger getroffen als in dem übrigen Württemberg; ferner kommen vor: der Fuchs, der Dachs, die wilde Katze, der Steinmarder, der Edelmarder noch häufiger als in anderen Gegenden des Landes, der Iltis, das schwarze Eichhorn, das große und kleine Wiesel, der Igel; der Fischotter, jedoch ziemlich selten, die Hasel- und die Spitzmaus. Von den reißenden Thieren hat sich der Luchs bis in das vorige Jahrhundert gehalten und der Wolf kommt zuweilen noch aus den Vogesen über den gefrorenen Rhein in den Bezirk.

Von Vögeln kommen außer den gewöhnlichen vor: 1) Raubvögel: der Milan (Falco milvus), der Hühnerhabicht (F. palumbarius),

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 045. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_045.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)