Seite:OAB Freudenstadt 039.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Was endlich die Mächtigkeit der Formation betrifft, so ist diese schwierig zu bestimmen, indem dieselbe theils mantelartig über das Urgebirge sich herlagert, theils durch die Erhebung des Gebirges aus der horizontalen Lage kam und somit mächtiger erscheint, als sie wirklich ist. Übrigens dürfte dieselbe nicht über 1000′ betragen, während die Mächtigkeit der einzelnen Formationsglieder bei dem Schieferletten 20–30′, bei dem Thonsandstein einige 100′, bei dem grobkörnigen Sandsteine etwa 500′, bei dem Conglomerat gegen 50′ betragen mag.

Am Saum des bunten Sandsteins, im Südosten des Bezirks, gehen die rothen Schieferletten (oberstes Glied des bunten Sandsteins) allmählig in dolomitische Mergel über, die als die unterste Schichte des Muschelkalks zu betrachten sind; durch ihre schmutzig gelbe, öfters gräuliche Farbe unterscheiden sie sich schon von ferne von dem frischrothen bunten Sandsteine und sind deßhalb leicht zu erkennen. Über diesen Mergeln entwickeln sich bald die dolomitischen Wellenkalke, die hier den Wellenkalk der untern Neckar-, Kocher- und Jagstgegenden vertreten. Den dolomitischen Wellenkalken ist die Anhydritgruppe mit ihren Zellenkalken und porösen Kalken aufgelagert, auf der dann endlich der Hauptmuschelkalk ruht. Zuerst treten nur die untersten Schichten des Hauptmuschelkalks, die Encrinitenkalke mit ihren zahllosen Stielgliedern von Encrinites liliiformis auf, bald aber erscheinen auch die oberen Schichten und bilden theils die Plateau’s, theils die oberen Partien der Thalgehänge. Die Muschelkalkdolomite, wie die den Muschelkalk so häufig überlagernden Lettenkohlengruppen fehlen in dem Bezirk. Die Verbreitung der Muschelkalkformation geht in dem Bezirk nicht über das Quellengebiet der Glatt hinaus, wobei übrigens zu bemerken ist, daß in den tiefer eingeschnittenen Thälern gegen unten meist der bunte Sandstein wieder zu Tage geht.

An Versteinerungen ist die Formation, namentlich in den unteren Gliedern derselben (Wellendolomit) sehr reich; es kommen östlich von Freudenstadt, bei Dietersweiler u. a. O. nicht selten vor: Gervillia socialis, Plagiostoma lineatum, Trigonia cardissoides, Terebratula vulgaris, Arca inaequivalvis, Myacites elongatus, seltener Nautilus bidorsatus und Ammonites Buchii. Der Hauptmuschelkalk enthält, jedoch spärlicher, folgende Einschlüsse: Terebratula vulgaris, Pecten laevigatus, Trigonia (Myophoria) vulgaris, Plagiostoma striatum, Gervillia socialis, Encrinites liliiformis (sehr häufig), Turitella scalata u. s. w.

Von fremdartigen Mineralien finden sich Kupfererze eingesprengt

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 039. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_039.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)