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munteren, klaren Bächen durchzogen wird, und deren durch freundliche Ortschaften und einzeln stehende heimliche Wohnstätten hervorgebrachte Belebtheit, mit den wilden, einsamen, waldigen Gebirgspartien auf’s Angenehmste contrastirt. Das Murg-Thal, das Reinerzauer-Thal, wie das Christophs- und Friedrichs-Thal zeichnen sich in dieser Beziehung besonders aus. Auch das Nagold-Thal bietet einzelne ansprechende Partien, jedoch ist es, soweit dasselbe den Bezirk angeht, etwas eintönig und weniger belebt. Wer die weit gedehnten, wenig Abwechslung bietenden Waldungen durchwandert und plötzlich aus denselben an einen Thalrand tritt, der wird gewiß durch einen Blick in diese lieblichen, anmuthigen Thalgründe seltsam überrascht. Steigt man aber von diesen üppigen Wiesenthälern gegen die Höhen, besonders gegen den westlichen Scheitel des Gebirgs, so wird man bald von dunklen, majestätischen Nadelwaldungen aufgenommen, die aus einer dichten, mit Felstrümmern überlagerten Moosdecke emporwachsen; je höher man steigt, desto mehr nimmt die Üppigkeit der Waldvegetation ab, die Tannen werden niedriger, bemooster, kränkelnder, und auf dem meist sumpfigen und moorgründigen Gebirgsscheitel angekommen erscheint öfters nur noch die kümmerliche Legforche, umgeben von einer vegetationsarmen, nur wenig von Thieren belebten Natur, im grellen Gegensatz zu den nahen lieblichen Thälern. Dagegen erschließen sich hier dem Auge Fernsichten, die zu den schönsten und zum Theil ausgebreitetsten des Landes gehören. Wir nennen nur die Aussichten von dem Dreimarkstein auf der Hornisgründe, auf dem Steinmäuerle (Gaiskopf), Roßbühl, Kniebis u. s. w. Das Auge überblickt hier, namentlich auf der Hornisgründe, einen großen Theil der weitgedehnten Rheinebene (von Basel bis Mannheim), in der sich der mächtige Strom, mit seinen vielen, immer wieder zu der Hauptader zurückkehrenden Armen, wie ein Silberband dahin schlängelt; in dieser weiten Ebene sind neben einer Menge freundlicher Ortschaften die Städte Straßburg mit seinem Münster, Rastatt, Carlsruhe, Landau, Speyer mit seinem Dom, Mannheim, sogar Worms sichtbar. An der linken Seite der Rheinebene dehnen sich in einem langen großartigen Streifen die mit dem Schwarzwald so enge verbrüderten Vogesen und die Hardt, welchen gegenüber die westlichen Abhänge des Schwarzwaldes gegen die Rheinebene besonders schön sich darstellen. Eine Menge großartige, in ihren oberen Theilen bewaldete, reich mit Kuppen besetzte Gebirgsarme, zwischen denen sich äußerst liebliche Thäler hinziehen, strecken sich von dem Hauptgebirgsscheitel gegen die Rheinebene aus. An den unteren Partieen dieser Gebirgsarme lagern sich schön geformte,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 026. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_026.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)