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abgerundeter Gebirgstrümmer, die sich theils in das Bett des Flusses, theils an seine Ufern allmählig abgelagert haben und beinahe täglich noch aus den Schluchten des Gebirgs herbei geführt werden. Bei starken Regengüssen und besonders wenn im Frühjahr der Schnee abgeht, läuft das Flüßchen öfters sehr stark an und überschwemmt mit furchtbarer Gewalt die meist schmale Thalsohle, Alles was ihr in den Weg kommt mit sich fortreißend; dennoch wird das Wasser mittelst Schwellungen auch zum Holzflößen benüzt.[1]

Der Fall der Murg beträgt von dem Ursprung der Rothmurg bis zum Einfluß der Rechtmurg 4,81 %, von da bis zum Einfluß des Ilgenbachs 1,45 %, von der Einmündung des Ilgenbachs bis zum Einfluß des Ellbachs in die Murg 0,64 %, von da bis zur Einmündung des Forbachs bei Baiersbronn 0,76 %, von dem Einfluß des Forbachs bis zum Einfluß des Thonbachs 0,95 %, von dieser Stelle bis zur Brücke bei Reichenbach 0,43 %, von da bis zur Brücke bei Röth 0,49 %, von der Brücke bei Röth bis zur Brücke bei Schwarzenberg 0,42 %, von da bis zur Einmündung bei Schönmünz 0,65 %, und vom Zusammenfluß der Schönmünz mit der Murg bis zur Landesgrenze am Zollhaus bei Schönmünzach 0,25 %. Der Fall der Murg von ihrem Ursprung bis zu ihrem Austritt aus Württemberg beträgt 1,57 %.

Das Thal der Murg hat sehr viel Abwechslung und ist wohl das schönste des württemb. Schwarzwaldes; anfänglich bis in die Nähe von Baiersbronn ein Querthal bildend, zieht sich die enge, theils für den Wiesenbau benüzte, theils mit wild verworrenen Geschieben überlagerte Thalebene, zwischen mächtig hohen, mit schwarzgrünen Tannen bewachsenen, vielfältig durch Seitenthälchen und Schluchten unterbrochenen Thalgehängen hin, welche in ihren unteren Partien namentlich an Stellen, wo die primitiven Gebirgsarten, wie auch das Rothliegende sich etwas geltend machen, weniger steil sind. Diese leichter geneigten, meist für den Feldbau benützten Vorsprünge, fallen dann nicht selten wieder gegen die Thalsohle, mit steilen, zuweilen mit Felsgruppen gezierten Terrassen ab, was im Verein mit den vielen, auf ihnen zerstreut liegenden, ländlichen Wohnungen, manche malerische Partie bildet. Zunächst, unterhalb Baiersbronn erhält das Thal den Charakter eines Längenthals, indem es von hier


  1. Nach einer von Trigonometer Kohler angestellten Berechnung führt die Murg bei einem Flußgebiet von 41/2 Quadratmeilen alljährlich 354,7 Millionen württ. Eimer Wasser über die Landesgrenze (s. württ. Jahrbücher Jahrg. 1825 Heft 1. S. 204).
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 015. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_015.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)