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anstehenden Gebirgsschichten mehr oder weniger terrassenförmige Absätze gebildet haben, sind öfters 800–1000′ hoch und durch Seitenthälchen und Schluchten vielfältig unterbrochen. Am auffallendsten zeigt sich diese Erscheinung an den tief eingeschnittenen Partien des Murg- und Reinerzauer-Thals, wo nicht nur die bunte Sandsteinformation mit einzelnen ihrer Schichten durchfurcht ist, sondern auch die primitiven Gebirgsarten und das Rothliegende an dem Fuß der Gehänge zu Tage gehen und entweder groteske Felsengruppen oder stark markirte Vorsprünge bilden. Die Gehänge wie auch die Höhen sind häufig mit wild verworrenen Felstrümmern bedeckt, die untrüglich einer ursprünglich zusammengehängten Gebirgsschichte angehörten. Diese Zeugen einer gewaltigen Zertrümmerung charakterisiren die Gruppe insbesondere und tragen viel dazu bei, die ohnehin wilde Natur derselben noch mehr zu steigern. Die Rinnsale (Thäler und Schluchten) sind durchgängig von klaren Gewässern durchzogen, die sich in jugendlicher Frische wildbrausend über Felstrümmer stürzen und dem Hauptflusse zueilen. Die ganze Gruppe, mit Ausnahme der erweiterten Thalebene, der unteren meist etwas flacher auslaufenden Gehänge, und einer kleinen Stelle auf dem Kniebis, ist der Waldkultur überlassen; ein dunkler, schwarzer Nadelwald, auf dessen mit dichtem Moos bedecktem Boden eine meist blüthenlose sparsame Flora sich entwickelt, dehnt sich über die ganze Gruppe und vermehrt den ernst wilden Charakter derselben, der nur durch die Anmuth einzelner Thäler, wie des Murg-, Christophs- und Reinerzauer Thals, unterbrochen wird. 1

Die zweite Partie, welche mit Ausnahme der im Südosten eingreifenden Muschelkalkgruppe die östliche Hälfte des Bezirks einnimmt, zeigt einen auffallend verschiedenen Charakter von der zuerst beschriebenen Gegend; sie besteht mehr aus einem flachen, sich allmählig gegen Osten neigenden, weit gedehnten Plateau, in das sich tiefe, enge Thäler eingefurcht haben, die meist mit lange hinziehenden, schmalen Flachmulden beginnen und sich nur allmählig zu tiefen Schluchten und Thälern ausbilden. Die Thalgehänge sind steil und hoch, erreichen jedoch nie die Höhe von den Gehängen der vorhergehenden Gruppe, auch werden sie weniger von Seitenschluchten unterbrochen und die terrassenförmigen Absätze erscheinen nur an einzelnen, etwas vorspringenden Stellen. Diese Verschiedenheit ist, wie schon gezeigt wurde, theils in der größeren Entfernung von der Hebungslinie – theils in den vorkommenden Gebirgsschichten bedingt, indem die in der ersten Gruppe meist fehlenden Thonsandsteine und rothen Schieferletten hier eine bedeutende Rolle spielen und namentlich

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Freudenstadt. Karl Aue, Stuttgart 1858, Seite 005. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAB_Freudenstadt_005.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)