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wenig um Erlaubniß fragen, als man die Postillone und Postmeister um die Erlaubniß zur Anlage von Eisenbahnen gefragt hat.“

Diesem dem sichern Durchdringen des bewährten Neuen das Wort redenden Satze schließen wir uns gern an und fassen unsere Ansicht über die Rentabilität des Lesseps’schen Unternehmens dahin zusammen, daß wir glauben, es werde anfangs kaum die nöthigen Zinsen abwerfen, später aber eine vielleicht bedeutende Dividende erzielen. In den ersten Jahren werden nur mediterraneische Segelschiffe und verhältnißmäßig wenige, größtentheils zu Beförderung von Passagieren bestimmte Dampfer aller Nationen, später aber fast alle von Europa nach Osten reisenden Fahrzeuge mit Rädern oder mit der Schraube versehen, den Canal passiren. Dann erst wird die Devise der Compagnie: Aperire terram gentibus „die Erde den Völkern eröffnen“ in das langersehnte terra gentibus aperta est „die Erde steht den Völkern offen“ verwandelt worden sein, dann erst wird sich durch den gesprengten schmalen Riegel der volle Strom der Civilisation ergießen und 600 Millionen in den höchsten Fragen rückständiger Menschen werden von ihrer befruchtenden Macht erhoben, veredelt und bereichert werden. Durch den regelmäßigen Handel mit Europa, welcher nur durch den Suezcanal denkbar ist, werden die östlichen Völker immer enger mit uns verbunden werden, der aufblühende Verkehr wird diejenigen Nationen, welche ihn pflegen, dankbar bereichern und das Gedeihen des Nachbarn auch die widerstrebenden Völker endlich dahin bringen, daß sie uns und den uns folgenden Segnungen die Thore öffnen. Dem Handel folgt der Wohlstand, dem Wohlstand die Cultur und diese beiden vereint, brauchen für ihr Bestehen vor allen anderen Dingen nur Eines: den Frieden. Wir hoffen von dem Suezcanale, daß er ein wahres Friedenswerk und ein Füllhorn werden wird, dem für alle Völker ohne Ausnahme Gaben entströmen. Wenn diese zu fließen beginnen, so werden alle Völker der Erde ihren Antheil verlangen, und England, der furchtbare Gegner des großen Projectes wird seine Hand so sicher am ersten und weitesten ausstrecken, als es, trotz all seiner Ränke und Machinationen ein Werk nie und nie ungeschehen machen kann, das von so mächtigen Bundesgenossen unterstützt wird, wie der Suezcanal. Dieser verdankt seinen Ursprung nicht nur einem einzelnen Unternehmer, sondern dem Bedürfnisse der

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Georg Ebers: Der Canal von Suez. Leipzig: Veit und Comp., 1864, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_180.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)