Seite:Nordische Revue Band 2 (1864) 177.jpg

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Seite erfahren, die Bay von Pelusium sei so sandig, flach und schlammig, daß man kolossale Molen in’s Meer hinausbauen und ungeheure Baggerarbeiten vornehmen müsse, um sie für größere Fahrzeuge schiffbar zu machen. Die Kunst und die gewaltigen Hülfsmittel unserer Ingenieure haben schon größere Schwierigkeiten überwunden und werden ganz gewiß am Nordende des Canals einen schiffbaren Hafen zu Stande bringen; derselbe wird jedoch um so kolossalere Mittel beanspruchen, je höher von jetzt an die Arbeiter der Compagnie bezahlt werden müssen. Möge der Canal aber auch so viel kosten, als er wolle – so zweifeln wir doch nicht, daß man die erforderlichen Mittel beschaffen wird; nach seiner Vollendung wird man jedoch in den ersten Jahren große Mühe haben, die nöthigen Zinsen aufzubringen, und was nun gar die sanguinisch verheißenen Dividenden betrifft, so scheinen uns dieselben noch in weitem Felde zu liegen. Die Haupt-Prämisse des Herrn von Lesseps, auf die sich fast all seine pecuniären Conclusionen stützen, ist die, daß von den 6 Millionen Tonnen, welche jährlich das Cap der guten Hoffnung umsegeln, die Hälfte, also 3 Millionen, den Canal passiren werden. Diese Annahme muß und wird irrtümlich bleiben, so lange sich der ganze Weltverkehr um die atlantische Zone dreht, so lange die statistische Thatsache unangefochten bleibt, daß von den 16,000,000 Tonnen, mit welchen alle Völker der ganzen Erde zusammengenommen das Meer belasten, 13,000,000 Tonnen den germanischen, d. h. denjenigen Nationen angehören, die ausschließlich den atlantischen Ocean bewohnen. Die Völker, welche auf dem Becken des Mittelmeeres Schifffahrt treiben, können sich in nautischer Beziehung nicht im Entferntesten mit denen des nordwestlichen Europa messen, und doch ist der Canal ganz besonders auf den Welthandel der ersteren angewiesen. Die mediterraneischen Fahrzeuge machen gar selten Reisen nach dem vom stillen Ocean bespülten Asien, während das nördliche Europa und Amerika alljährlich Tausende und aber Tausende von Schiffen dorthin versendet. Die ersteren werden unter allen Umständen den Weg durch den Canal zu nehmen haben, die Segelschiffe der germanischen Völker werden aber fast immer bei der Umschiffung des Caps der guten Hoffnung verbleiben, denn sie werden, wenn sie den Isthmus von Suez passiren, wenig Zeit sparen, viel theurer reisen und große Gefahren zu bestehen haben. Die kürzeste Reise eines

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Georg Ebers: Der Canal von Suez. Leipzig: Veit und Comp., 1864, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_177.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)