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Act der fortschreitenden Civilisation, folgende höchst characteristische Worte nicht bei sich behalten konnte:

„Glücklicher Weise wird man von nun an die Canalbauten nur noch mit unerschwinglichen Kosten fortsetzen können. Was sagen jetzt die armen Teufel von Actionairen? Sie werden ruinirt sein etc. etc.“

Die Times gibt einen ganz ungeschminkten Bericht der Sachlage, wenn sie sagt: „Der Sultan zwingt den Pascha die Canalbauten zu hintertreiben. Aber wir könnten ebensogut „Lord Palmerston“ als „der Sultan“ schreiben; der Sultan hat eben den Pascha, und Lord Palmerston den Sultan am Leitseil. Herr von Lesseps konnte nichts thun, ohne den Pascha, der Pascha nichts ohne den Sultan und der Sultan nichts ohne Lord Palmerston.“ – Dieser alte Staatsmann wußte sehr wohl, daß er dem fortlaufenden Rade der Civilisation in die Speichen greife und darum der Mißbilligung der ganzen gebildeten Welt nicht entgehen könne. Dennoch ließ er nicht von seinem Plane, denn er hoffte, daß nach dem Ruin der Lesseps’schen in 10–15 oder 20 Jahren, eine englische Gesellschaft den Canalbau in die Hände nehmen und der Schlüssel zum kürzesten Wege nach Indien, wenn auch erkauft durch einen langen Aufschub, am letzten Ende seiner Nation zufallen werde. So strengte er alle Kräfte an, um seinen Vernichtungsplan auszuführen. Zur selben Zeit wurde der sehr befähigte Minister des Vicekönigs, Nubar Bey, nach Constantinopel geschickt, um von der Pforte eine wichtige Concession zu erwirken. „Dort“ – so sagt der Prinz Napoleon in einer treffenden, aber etwas zu scharf pointirten Rede, in der er sich bei dem zur Feier der Eröffnung des Süßwassercanals gegebenen Banket, wir möchten sagen, erging – „dort sah Nubar, daß man, um von den Türken etwas zu erreichen, vor allen Dingen versprechen, manchmal geben, besonders aber versprechen müsse. Er hatte nicht viel zu geben, er konnte viel versprechen, die Landenge von Suez steckte in seiner Tasche und so versprach er denn die Landenge von Suez. … Von Constantinopel aus ging er nach Paris. Welche Empfehlungsschreiben hatte er bei sich? Natürlich keine anderen, als Creditbriefe auf englische Banquierhäuser. Woraus bestand sein Taschengeld? Aus Pfunden Sterling und nicht aus Napoleond’ors.“

Empfohlene Zitierweise:
Georg Ebers: Der Canal von Suez. Leipzig: Veit und Comp., 1864, Seite 169. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_169.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)