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Georg Ebers: Der Canal von Suez. Aus: Nordische Revue. Band 2

Herr von Lesseps antwortete auf diese Einwände, welche nur von Männern der Wissenschaft widerlegt werden konnten, indem er die bedeutendsten Ingenieure der vorgeschrittensten europäischen Culturstaaten zu einer internationalen Commission zusammenberief.[1] Rendel, der erste englische Wasserbaumeister, Harris, Capitain der indischen Compagnie, welcher 58 Reisen von Suez nach Bombay gemacht hatte, Manby, Secretair der britischen Civilingenieure, v. Negretti, Generaldirector der österreichischen Eisenbahnen, Conrad, Director des holländischen Wasserbauwesens, Paleocapa, Minister der öffentlichen Bauten des sardinischen Staates, Renaud, Generalinspektor der französischen Straßen- und Brückenbauten, der preußische Baumeister Lentze, Direktor der Weichselbauten, und der spanische Generaldirector der öffentlichen Arbeiten zu Madrid, Cypriano Segundo Montesino, und außerdem Herr v. Lesseps, Linant und Mougel-Bey, sowie die Pariser Academiker Jomard und Barthélemy St. Hilaire folgten diesem Rufe und traten zu einer Commission zusammen, welche sich am 31. October 1855 in Paris vereinigte und am 8. November nach Aegypten abreiste, woselbst sie den 10., nach einer stürmischen Seefahrt, anlangte. Der Vicekönig empfing sie mit der größten Auszeichnung und sagte, als man ihm dankend zurief, daß er die Mitglieder der Commission wie gekrönte Häupter empfange: „Wie könnt’ ich anders; sind es denn nicht die gekrönten Häupter der Wissenschaft?“ – In welcher Weise diese Herren aufgenommen worden sind, geht wohl am besten daraus hervor, daß ihr Aufenthalt in Aegypten Said Pascha an 300,000 Frcs., d. s. 80,000 Thlr. gekostet hat.

Zunächst fuhren sie den Nil herauf, um den Lauf und das Wesen des alten Flusses zu studiren; vielleicht auch, weil eine interessante Reise in guter Gesellschaft und unter den glänzendsten Bedingungen von den Mitgliedern derartiger Commissionen mit besonderer Vorliebe angetreten zu werden pflegt. Als Resultat dieses Ausfluges ergab sich die entschiedene Ansicht, daß ein nutzbarer Suez-Canal nur mittels der directen Verbindung beider Meere herzustellen sei. Um die vielen für die Vollendung desselben nöthigen Arbeiter in der Wüste nähren und tränken zu können, wurde die sofortige Inangriffnahme des Süßwasser-Canals befürwortet. Wir können hier mit Freude constatiren, daß derselbe

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Georg Ebers: Der Canal von Suez. Aus: Nordische Revue. Band 2. Leipzig: Veit und Comp. 1864, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Nordische_Revue_Band_2_(1864)_014.jpg&oldid=- (Version vom 18.12.2016)
  1. Internationale Kommission über die Durchstechung der Landenge von Suez