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eine dem Wasser einmal beigebrachte Bewegung eine Zeit lang beibehalten wird, jene Höhe sich verdoppele, oder vielleicht verdreifache; so entsteht die ganze Höhe der Fluthen, welche man in der That auf dem Ocean wahrnimmt.

§. 54. Diese Kräfte der Sonne und des Mondes können kaum auf andere Weise, als durch die Meeresfluth, erkannt werden.

Diese Kräfte sind demnach ausreichend, um das Meer zu bewegen, allein andere bemerkbare Wirkungen werden sie, soviel ich erfahren habe, nicht auf der Erde hervorbringen. Da nämlich 1 Gran, bei einem Gewicht von 4000 Gran, auch mittelst der genauesten Wage kaum erkannt werden kann; da ferner die Kraft der Sonne zur Erregung der Fluth 12868200mal, und die Summe der Kräfte der Sonne und des Mondes im Verhältniss 6⅓ : 1 grösser, als die Kraft der ersteren, mithin 2032820mal[1] kleiner, als die Kraft der Schwere ist: so sieht man ein, dass jene vereinigten Kräfte 500mal zu klein sind, um das Gewicht eines an einer Wage aufgehängten Körpers merklich vermehren oder vermindern zu können. Sie werden daher keine aufgehängten Körper merklich bewegen, sie bringen demnach weder bei den Pendelversuchen, noch beim Barometer, den auf ruhendem Wasser befindlichen Körpern und bei ähnlichen statischen Versuchen bemerkbare Wirkungen hervor. Die Atmosphäre hat zwar, in Folge dieser Kräfte, nach Art des Meeres eine Ebbe und Fluth, allein mit so geringer Bewegung, dass daraus kein bemerkbarer Wind entspringen kann.[NEW 1]

§. 55. Der Körper des Mondes ist ungefähr 6 mal so dicht, als derjenige der Sonne.

Wenn sowohl die Wirkungen des Mondes und der Sonne auf die Erregung der Fluth, als auch ihre scheinbaren Durchmesser einander gleich wären, so würden (§. 107., Zusatz 14. des ersten Buches) ihre absoluten Kräfte ihren Grössen proportional sein. Es verhält sich aber die Wirkung des Mondes zu derjenigen der Sonne, wie etwa 5⅓ : 1 (§. 53.), und sein scheinbarer Durchmesser ist kleiner im Verhältniss 31⅓ : 321/5 = 45 : 46.

Die Kraft des Mondes ist aber direct der Wirkung und umgekehrt dem Cubus des scheinbaren Durchmesser proportional. Auf diese Weise wird die Kraft des Mondes, verglichen mit seiner Grösse, sich zur Kraft der Sonne, ebenfalls mit ihrer Grösse verglichen, verhalten, wie 5⅓ : 1 und 45³ : 46³, d. h. wie 5,7 : 1.

Der Mond hat daher eine absolute Kraft, welche nach der Grösse seines Körpers, 5,7 mal so gross ist, als die absolute Kraft der Sonne nach ihrer Grösse; er ist daher in demselben Verhältniss dichter.

§. 56. Der Mond ist ungefähr im Verhältniss 3:2 dichter, als unsere Erde.


  1. [661] No. 354. S. 549. Aus ergiebt sich der Werth 2031821, welcher von dem im Texte aufgeführten Werthe zwar verschieden ist, aber so wenig, dass der dort gezogene weitere Schluss richtig bleibt.

  1. Diejenigen sind daher unverständig, welche die Wetterveränderungen aus der Kraft des Mondes herleiten.
    Bemerkung des Verfassers.
Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 549. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/557&oldid=- (Version vom 1.8.2018)