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der Dichtigkeit ihrer Strahlen proportional, d. h. sie ist umgekehrt dem Quadrat des Abstandes des erwärmten Körpers von der Sonne proportional. Da nun am 8. December, wo er sich in seinem Perihel befand, der Abstand des Kometen vom Mittelpunkt der Sonne sich zur Entfernung der Erde von demselben Punkte, wie ungefähr 6 : 1000 verhielt; so stand die damalige Sonnenwärme im Kometen zu der im Sommer auf der Erde stattfindenden Wärme, wie 1000000 : 36 = 28000 : 1. Die Wärme des kochenden Wassers ist aber fast dreimal so gross, als diejenige, welche das feste Land der Erde im Sommer von den Sonnenstrahlen empfängt, wie ich durch Versuche gefunden habe. Ferner ist die Wärme des glühenden Eisens (wenn ich richtig muthmasse) drei- oder viermal so gross, als die des kochenden Wassers. Die Wärme, welche festes Land der Erde an dem Orte, wo der Komet sich in seiner Sonnennähe befand, von den Sonnenstrahlen aushalten müsste, würde also gleichsam 2000 Mal so gross, als die des glühenden Eisens sein, und in Folge einer solchen Erwärmung müssten Dämpfe, Ausdünstungen und jede flüchtige Materie augenblicklich verzehrt und zerstreut werden.[1]

Der Komet erhielt also in seinem Perihel eine ungeheure Erhitzung durch die Sonne, und kann diese Wärme sehr lange beibehalten. Eine Kugel von rothglühendem Eisen, deren Durchmesser 1 Zoll betrüge und während 1 Stunde der Luft ausgesetzt wäre, würde kaum ihre Wärme verlieren. Eine Kugel von grösserem Durchmesser würde ihre Wanne längere Zeit beibehalten, und zwar im Verhältniss ihres Durchmessers, weil ihre Oberfläche (welche das Maas für die Erkältung durch die umgebende Luft ist) in jenem Verhältniss mit der Menge der eingeschlossenen warmen Materie steht.[2] Eine Kugel von rothglühendem Eisen, der Erde gleich, d. h. deren Durchmesser nahe 40000000 Fuss wäre, würde sich nur erst nach 40000000 Tagen abkühlen und daher kaum in 50000 Jahren kalt werden. Ich vermuthe indessen, dass aus verborgenen Ursachen die Dauer der Wärme in einem kleineren Verhältniss als dem der Durchmesser zunehmen muss, und wünschte wohl, den wahren Grund hiervon durch die Versuche zu erforschen.

Ferner muss man bemerken, dass der Komet im December, wo er sich eben an der Sonne erwärmt hatte, einen weit grösseren und glänzenderen Schweif besass, als vorher im November, wo er sein Perihel noch nicht erreicht hatte. Im allgemeinen gehen alle grössten und glänzendsten Schweife sogleich aus dem Kometen hervor, nachdem diese durch die Gegend der Sonne gegangen sind. Die Erwärmung des Kometen trägt also zur Grösse seines Schweifes bei, und hieraus muss man nach meiner Ansicht schliessen, dass der Schweif nichts anders als ein sehr leichter Dampf sei, welchen der Kopf oder Kern des Kometen ausschickt.

Uebrigens existiren drei verschiedene Meinungen über die Kometenschweife. Nach der ersten sind sie das, durch den leuchtenden Kopf


  1. [652] No. 319. S. 488. Unter der Voraussetzung, dass die Materie des Kometen, unter übrigens gleichen Umständen, eben so stark wie unsere Erde im Sommer durch die Sonne erwärmt werden kann; verhält sich die Erwärmung des erstem in seiner Sonnennähe zur Erwärmung der Erde, wie 2806 : 1. Bezeichnen wir die Temperatur des Kometen durch k, die der Erde durch e, die des kochenden Wassers durch w und die des glühenden Eisens durch g; so wird nach den im Text angeführten Werthen k : e = 28600 : 1, e : w = 1 : 3, w : g = 1 : 3(4), also k : g = 28000 : 9(12) = 3100 : 1 = (2300 : 1).
  2. [652] No. 320. S. 488. Die Menge der in einer Kugel eingeschlossenen Materie ist dem Cubus, die Oberfläche dem Quadrat des Durchmessers proportional; die Dauer der Abkühlung wird daher direct dem Cubus und indirect dem Quadrat des Durchmessers, d. h. dem Durchmesser selbst proportional sein. Die Werthe, welche hier in Betracht kommen, sind, wenn sie in gleichen Einheiten ausgedrückt werden: Durchmesser der Kugel 1 Zoll, der Erde = 1728 · 24000 · 12 = 497664000 Zoll = 41473000 Fuss, Dauer der Abkühlung der Kugel 1 Stunde, der Erde = x, also folgt aus 1 Zoll : 497664000 Zoll = 1 Stunde : x Stunden, x = 497664000 Stunden = 20736000 Tagen = 50000 Jahren ungefähr. Hiernach müsste der Text wohl geändert werden, die Resultate stimmen überein.
Empfohlene Zitierweise:
Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 488. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/496&oldid=- (Version vom 1.8.2018)