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Sonne in einem etwas kleineren Verhältniss; der gemeinschaftliche Schwerpunkt beider fällt daher etwas unterhalb der Oberfläche der Sonne. Fährt man nun dieselbe Rechnung für die anderen Planeten weiter, so findet man, dass, wenn die Erde und alle Planeten sich auf derselben Seite der Sonne befänden, der gemeinschaftliche Schwerpunkt aller dieser Gestirne sich kaum um einen Durchmesser der Sonne vom Mittelpunkt der letzteren entfernen würde. Da nun in allen anderen Fällen der Abstand zwischen diesem Centrum und dem gemeinschaftlichen Schwerpunkte noch kleiner ist, und der letztere sich immer in Ruhe befindet; so bewegt sich die Sonne je nach der verschiedenen Lage der Planeten, wird sich aber nie weit von jenem Schwerpunkt entfernen.

Zusatz. Der gemeinschaftliche Schwerpunkt der Sonne, der Erde und aller Planeten muss also als der Mittelpunkt der Welt[1] angesehen werden. Diese Körper ziehen sich nämlich wechselseitig an und befinden sich, nach den Gesetzen der Bewegung, vermöge ihrer Schwerkraft stets in Bewegung. Ihre beweglichen Mittelpunkte können also nicht als ruhendes Centrum der Welt angenommen werden. Sollte derjenige Körper, gegen welchen die Schwere alle anderen Körper stärker antreibt, in dieses Centrum gesetzt werden (wie dies die gewöhnliche Meinung ist); so würde dieses Vorrecht der Sonne zukommen. Diese aber bewegt sich, und man muss daher zum gemeinschaftlichen Centrum einen unbeweglichen Punkt wählen, von welchem der Mittelpunkt der Sonne sich möglichst wenig entfernt und noch weniger entfernen würde, wenn die Sonne selbst grösser und dichter wäre. Im letzteren Falle würde sie sich nämlich weniger stark bewegen.

§. 16. Lehrsatz. Die Planeten bewegen sich in Ellipsen, deren einer Brennpunkt sich im Mittelpunkte der Sonne befindet, und die um denselben beschriebenen Flächenräume sind den Zeiten proportional.

Wir haben oben diese Bewegungen nach den Erscheinungen discutirt. Sind die Principien der ersteren einmal bekannt, so schliessen wir aus ihnen a priori auf die Bewegungen der Himmelskörper. Hat man also gefunden, dass die Gewichte der Planeten gegen die Sonne den Quadraten ihrer Abstände von derselben umgekehrt proportional sind; so leuchtet nach §§. 13., 29. und 32., Zusatz 1. des ersten Buches ein, dass, wenn die Sonne sich in Ruhe befände und die Planeten nicht wechselseitig auf einander wirkten, alle ihre Bahnen Ellipsen sein würden, deren gemeinschaftlicher Brennpunkt in der Sonne läge, und dass sie um denselben Flächenräume beschreiben würden, welche den Zeiten proportional wären. Nun sind aber die wechselseitigen Wirkungen der Planeten auf einander so schwach, dass sie vernachlässigt werden können, und nach §. 107. des ersten Buches wirken sie weniger störend auf die Beschreibung ihrer Ellipsen um die Sonne ein, wenn man diese als beweglich annimmt, als wenn man sie als unbeweglich voraussetzte.

Indessen darf man die Einwirkung des Jupiters auf den Saturn nicht ganz vernachlässigen. Die Schwere gegen den Jupiter verhält


  1. [623] No. 213. S. 397. Statt „der Welt“ muss hier wohl „des Sonnensystems“ gelesen werden.
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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 397. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/405&oldid=- (Version vom 1.8.2018)