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Während Newton sich in dem Weltsystem darauf beschränkt hat, die Anwendung seiner Principien auf die Bestimmung der Bahnen der Planeten, Trabanten und einiger Kometen zu zeigen; hat man in der neueren Zeit erfahren, dass dasselbe Gesetz der Anziehung sich eben so bei der Bestimmung der Bahnen der Doppelsterne anwenden lässt. Das aus den Erscheinungen in unserem Sonnensystem abgeleitete Gesetz der allgemeinen Anziehung hat sich hiernach auch in Abständen als gültig erwiesen, von deren Grösse man sich kaum Vorstellung machen kann. Wir erinnern hier an den Begleiter des Sirius, dessen Vorhandensein Bessel im Voraus als wahrscheinlich verkündet hatte nach Unregelmässigkeiten, welche sich in der eigenen Bewegung dieses Fixsternes gezeigt hatten. Dieser Begleiter ist später entdeckt und seine Bahn berechnet worden.

Während vor Newton der Begriff der Masse eines Himmelskörpers eigentlich nicht vorhanden war, ist es seitdem gelungen, die Massen der Planeten sehr nahe zu bestimmen, in so weit sich dieselben überhaupt als wirksam zeigen. Die Berechnung der Störungen, welche die Wandelsterne auf einander ausüben, würde aber schwerlich durchzuführen sein, wenn nicht glücklicherweise die Massen der bei Weitem zahlreichsten Planeten und Kometen so unbedeutend wären, dass man sie mit vollem Rechte ausser Acht lassen kann.

Bis vor einem Vierteljahrhundert war nur die Aufgabe vorgekommen, die Störungen zu berechnen, welche ein Wandelstern ausüben konnte, dessen Ort und Masse mehr oder weniger nahe bekannt war. Um diese Zeit unternahmen es hingegen zwei Männer, Leverrier und Adams, aus den Störungen, welche sich im Laufe des Uranus durch Beobachtungen gezeigt hatten, umgekehrt den Ort eines noch unbekannten Planeten herzuleiten, welcher im Stande sei, durch seine Anziehung diese Störungen hervorzubringen. Dass es jedem der zwei genannten Männer gelang, den Ort des Neptuns so genau anzugeben, dass es nur einer Nachsuchung an der betreffenden Stelle bedurfte, um den bis dahin unbekannten Planeten aufzufinden, ist allgemein bekannt. Dieses Ereigniss, die Frucht der von Newton aufgestellten Lehre der allgemeinen Anziehung, wird als ein grosses

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite iv. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)