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zu wirken aufhören und das ganze System mechanischen Gesetzen unterworfen ist; so werden Gefäss und Kugel mittelst der Flüssigkeit aufeinander wirken und nicht früher aufhören, ihre Bewegungen wechselseitig gegen einander fortzupflanzen, als bis ihre Umlaufszeiten einander gleich sind und das ganze System sich wie Ein fester Körper zugleich umdreht.

§. 76. Anmerkung. In dieser ganzen Untersuchung setze ich voraus, dass der flüssige Körper aus einer, in Bezug auf ihre Dichtigkeit und Flüssigkeit gleichartigen, Materie bestehe. So ist derjenige beschaffen, in welchem dieselbe Kugel bei derselben Bewegung und in derselben Zwischenzeit ähnliche und gleiche Bewegungen stets in gleiche Entfernungen fortpflanzen kann, wo auch immer die Kugel sich im flüssigen Körper befinde. Es versucht zwar die Materie, durch ihre kreisförmige Bewegung von der Axe des Wirbels zurückzuweichen und drückt daher gegen die weiter entfernte Materie. Aus diesem Drucke entspringt eine stärkere Reibung der Theile und eine schwierigere Trennung derselben von einander; folglich wird die Materie weniger flüssig werden. Sind ferner die Theile des flüssigen Körpers irgendwo dicker oder grösser, so ist derselbe weniger flüssig, weil die Zahl der Oberflächen, an denen die Theile sich von einander trennen können, geringer ist. Ich vermuthe, dass in derartigen Fällen die mangelnde flüssige Beschaffenheit entweder durch Schlüpfrigkeit der Theile, oder durch eine andere biegsam machende Eigenschaft ersetzt werde. Geschähe dies nicht, so würde die Materie da, wo sie weniger flüssig ist, fester zusammenhängen und träger sein, folglich die Bewegung langsamer annehmen und weiter fortpflanzen, als nach dem oben angegebenen Verhältniss der Fall sein soll. Ist die Form des Gefässes nicht sphärisch, so werden die Theilchen sich nicht in Kreislinien, sondern in Curven bewegen, welche der Figur des Gefässes ähnlich sind, und ihre Umlaufszeiten werden sich sehr nahe wie die Quadrate ihrer mittleren Abstände vom Centrum verhalten. In den Theilen zwischen dem Centrum und dem Umfange, wo die Räume breiter sind, werden die Bewegungen langsamer, wo jene enger sind, werden diese schneller sein; jedoch werden die schnelleren Theilchen nicht dahin streben, sich dem Umfange zu nähern. Sie beschreiben nämlich weniger gekrümmte Bogen und ihr Streben, sich vom Mittelpunkt zu entfernen, wird nicht weniger durch die Abnahme dieser Krümmung vermindert, als durch die Zunahme der Geschwindigkeit vermehrt. Indem sie von den engeren Räumen zu den weiteren fortschreiten, entfernen sie sich allmählig vom Centrum, werden aber durch diese Entfernung langsamer; indem sie später wieder von den weiteren zu den engeren Räumen übergehen, werden sie beschleunigt und es werden so die einzelnen Theilchen fortwährend wechselweise beschleunigt und verzögert. So verhält es sich in einem festen Gefässe; denn in einer unbegrenzten Flüssigkeit ist das Verhalten der Wirbel nach Zusatz 6. des vorhergehenden Paragraphen bekannt.

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Isaac Newton: Mathematische Principien der Naturlehre. Robert Oppenheim, Berlin 1872, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:NewtonPrincipien.djvu/383&oldid=- (Version vom 1.8.2018)