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von Stunde an niemand den gedachten Richter für einen landesherrlichen Diener erkennen, ehren und achten, noch seine Richtersprüche befolgen solle. –

 Um der Sache einen Anschein von Billigkeit zu geben, oder vielmehr – um zu mehreren ähnlichen Plebsweisthümern Anlaß zu finden, kam die Versammlung gegen den bereits abgesetzten Richter mit einer Supplik ein, die mit den abentheuerlichsten Beschwerden angefüllt war, und von 5 bis 600 Supplicanten überreicht wurde.

 Man denke hier nur nicht an jene leidigen Bedrückungen, die wohl anderswo statt haben mögen, nicht an neue Auflagen, Imposten, Accisen, Gabellen, Umgelder etc., noch weniger an den ärgerlichen Orientalismus, der Sklavenseelen heischt, und auf die Menschheit mit strafbarer Verachtung herabschauet. Nichts von allem dem findet in der Grafschaft Löwenstein Wertheim statt. Dazu kommt noch, daß dieses Land unter einem vierfachen Condominium stehet, schon seit einem halben Jahrhundert von vier Landesherren gemeinschaftlich beherrscht und von viel und vielerley Potenzen verwaltet wird, die nicht immer parallel wirken, sondern zuweilen in Widerstreit gerathen, und eine gewisse

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Anonym: Neueste Unruhen zu Wertheim in: Journal von und für Franken, Band 2. Raw, Nürnberg 1791, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neueste_Unruhen_zu_Wertheim.pdf/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)