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Pelzmacher den Namen empfangen. Ich habe mich sehr gefreut, als mir des gelehrten und vortrefflichen Grimms deutsche Alterthümer in die Hände kamen, zu finden, daß er die Crosna ebenfalls für ein Pelzkleid hält und somit die von uns aufgestellte Meinung, wenn auch abweichend, doch der Hauptsache nach mit der Grimmschen übereinstimmt.

Gallus.     

IV.
Volkssagen in der Lausitz.

In der Ober- wie in der Niederlausitz klingen noch mancherlei liebliche und schaurige Sagen von Munde zu Munde unter dem Volke. Ein bemooster Stein, ein alter Baum, ein verwittertes Kreuz, ein sinkendes Gemäuer, ein Kreuzweg, ein Sumpf, eine Brücke, ein Berg, irgend ein merkwürdiger oder besondrer Gegenstand ist es, an den sie sich knüpfen und festhalten. Bald findet man in ihnen geschichtiche Anklänge aus der Urzeit des Volkes, bald beschäftigen sie sich mit den frühern Begebenheiten des Orts in Pest- und Kriegszeiten, bald erzählen sie uns von Gespenstern und wunderbaren Erscheinungen, bald wollen sie diesen Namen, bald jenen Gegenstand auf ihre Weise erklären. Den einen merkt man wohl ab, daß sie aus grauer Urzeit herstammen, die andern verrathen ihren neuern Ursprung.

Immer bleiben sie wichtig in mehrfacher Hinsicht, als geschichtliche Trümmer, als mythologische Ueberreste, als Volksdichtungen, als psychologische Phänomene, als Beiträge zur Cultur- und Sittengeschichte, ja als schlagende Beweise für den tiefreligiösen und sittlichen Geist unseres Volks. (Vgl. Bechstein über den ethischen Werth deutscher Volkssagen).

Empfohlene Zitierweise:
Joachim Leopold Haupt (Hrsg.): Neues Lausitzisches Magazin, Funfzehnter, Neuer Folge zweiter Band. Heyn’sche Buch- und Kunsthandlung, Görlitz 1837, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neues_lausitzisches_Magazin_15_NF2_1837.pdf/213&oldid=- (Version vom 1.8.2018)