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Ein Requiem ist Rache nicht, ein Requiem nicht Sühne –
Bald aber steht die Rächerin auf schwarzbehangner Bühne!

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Die dunkelrothe Rächerin! Mit Blut bespritzt und Zähren,

Wird sie und soll und muß sie sich in Permanenz erklären!
Dann wird ein ander Requiem den todten Opfern klingen –
Du rufst sie nicht, die Rächerin, doch wird die Zeit sie bringen!
Der Andern Greuel rufen sie! So wird es sich vollenden –

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Weh’ Allen, denen schuldlos Blut klebt an den Henkerhänden!


Vor zwei und vierzig Jahren war’s, da hat mit Macht geschrieen
Ein siebentägig Kölner Kind auf seiner Mutter Knieen!
Acht Tage sind’s, da lag zu Wien ein blut’ger Mann im Sande –
Heut scholl ihm Neukomms Requiem zu Köln am Rheinesstrande.

     Köln, 16. November 1848

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Freiligrath: Neuere politische und sociale Gedichte. Erstes Heft. Zweiter Abdruck.. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1849, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuere_politische_und_sociale_Gedichte_Freiligrath_1849.pdf/79&oldid=- (Version vom 1.8.2018)