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Was werdet ihr Posaunen nicht, ihr ehr’nen Orgeltuben,

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Den jüngsten Tag ins Ohr zu schrein den Henkern und den Buben?

Den Henkern, die ihn hingestreckt auf der Brigittenaue –
Auf festen Knieen lag er da im ersten Morgenthaue!
Dann sank er hin – hin in sein Blut – lautlos! – heut vor acht Tagen!
Zwei Kugeln haben ihm die Brust, eine das Haupt zerschlagen!

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Ja, ruhig hat man ihn gemacht: – er liegt in seiner Truhe!

So schall’ ihm denn ein Requiem, ein Lied der ew’gen Ruhe!
Ruh’ ihm, der uns die Unruh’ hat als Erbtheil hinterlassen: –
Mir, als ich heut im Tempel stand in den bewegten Massen,
Mir war’s, als hört’ ich durch den Sturm der Töne ein Geraune:

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Du, rechte mit der Stunde nicht! die Orgel wird Posaune!

Es werden, die du singen siehst, das Schwert in Händen tragen –
Denn nichts als Kampf und wieder Kampf entringt sich diesen Tagen!

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Freiligrath: Neuere politische und sociale Gedichte. Erstes Heft. Zweiter Abdruck.. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1849, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuere_politische_und_sociale_Gedichte_Freiligrath_1849.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)