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Und wenn gar der Muth ihm sank,
Hielt er fest sich an dem Einen:

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„Meine Ehre wahrt’ ich blank!

Was ich thu’, ist für die Meinen!“

Endlich ließ ihn doch die Kraft!
Aus sein Ringen, aus sein Schaffen!
Nur zuweilen, fieberhaft,

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Könnt’ er noch empor sich raffen!

Nachts oft von der Muse Kuß
Fühlt’ er seine Schläfen pochen;
Frei dann flog der Genius,
Den des Tages Drang gebrochen!

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Lang jetzt ruht er unter’m Rain,

Drauf im Gras die Winde wühlen;
Ohne Kreuz und ohne Stein
Schläft er aus auf seinen Pfühlen.
Rothgeweinten Angesichts

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Irrt sein Weib und irrt sein Samen –

Bettlerkinder erben Nichts,
Als des Vaters reinen Namen!

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Freiligrath: Neuere politische und sociale Gedichte. Erstes Heft. Zweiter Abdruck.. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1849, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuere_politische_und_sociale_Gedichte_Freiligrath_1849.pdf/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)