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     Ich bin die Nacht, die Bartholomäusnacht;

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     Mein Fuß ist blutig, und mein Haupt verschleiert.

     Es hat in Deutschland eine Fürstenmacht
     Zwölf Tage heuer mich zu früh gefeiert!

Man hat ein Wort: die Mitternacht ist stumm!
Doch schrei’ ich laut: Wer soll dies Blut euch stillen?

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Das allererste floß es wiederum

Durch einen Fürsten, um des Glaubens willen!
O deutsches Land, was trugen dir schon ein
Wie deine Fürsten, so dein Glauben! –
Allein du liebst es, stets ein Kind zu sein!

80
Nicht Eine Kette lässest du dir rauben!

     Ich bin die Nacht, die Bartholomäusnacht;
     Mein Fuß ist blutig, und mein Haupt verschleiert.
     Es hat in Deutschland eine Fürstenmacht
     Zwölf Tage heuer mich zu früh gefeiert!

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Doch heut kein Grollen! an der Gruft kein Spott!

Thu’, was du mußt! folg’ deinem Wahrheitsdürsten!
Hau’, wie dich’s drängt, dir deinen Weg zu Gott!
Nur, – suchst du Gott, was fragst du deine Fürsten?

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Freiligrath: Neuere politische und sociale Gedichte. Erstes Heft. Zweiter Abdruck.. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1849, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuere_politische_und_sociale_Gedichte_Freiligrath_1849.pdf/15&oldid=- (Version vom 1.8.2018)