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Und dann: Sie floh’n! Der Blitz des Rohres fuhr

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In abgewandte, schon geworf’ne Reihen!

Ja, Flieh’nde nur, schuldlose Wandler nur,
Hat man erlegt mit königlichen Bleien!
Ein Weib, ein Kind – o herzzerreißend Weh’!
Da lagen sie, am Pflaster die Gesichter!

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– Was ballst du nur an deinem Schweizersee

Die zorn’gen Fäuste, heimathloser Dichter?
     Ich bin die Nacht, die Bartholomäusnacht;
     Mein Fuß ist blutig, und mein Haupt verschleiert.
     Es hat in Deutschland eine Fürstenmacht

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     Zwölf Tage heuer mich zu früh gefeiert!


Soll ich noch melden von dem Leichenzug?
Der Marsch ertönte, Trauerweisen schallten;
Aus diesem Haus und dann aus jenem trug
Man einen Sarg, und ernste Fahnen wallten!

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Nachschoß des Volkes endlos lange Fluth –

Ein Thränenstrom, so weit das Auge schaute!
Ach, nie doch wäscht er dies unschuld’ge Blut
Von Leipzigs Kiesweg und von Sachsens Raute!

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Freiligrath: Neuere politische und sociale Gedichte. Erstes Heft. Zweiter Abdruck.. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1849, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuere_politische_und_sociale_Gedichte_Freiligrath_1849.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)