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     „Ich bin die Nacht, die Bartholomäusnacht;

10
     Mein Fuß ist blutig, und mein Haupt verschleiert.

     Es hat in Deutschland eine Fürstenmacht
     Zwölf Tage heuer mich zu früh gefeiert!

O fünfzehnhundertzweiundsiebenzig!
Ha, wie da Pulverdampf die Giebel bräunte!

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Ha, wie da schießend aus dem Fenster sich

Hervorbog jener Karl der Neunte!
Auch Er ein Allerchristlichster, o Schmach!
Anschrie und hetzt’ er seine Söldnerrotten,
Bis wehrlos hingewürgt am Boden lag

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Die beste Kraft der Hugenotten!

     Ich bin die Nacht, die Bartholomäusnacht;
     Mein Fuß ist blutig, und mein Haupt verschleiert.
     Es hat in Deutschland eine Fürstenmacht
     Zwölf Tage heuer mich zu früh gefeiert!

25
Nicht ganz so blutig wohl, wie dazumal!

Doch das ist gleich – hinpfiff die Kugel sausend!
Die Opfer stürzten – was liegt an der Zahl?
Gleichviel, ob dreizehn oder dreißigtausend!

Empfohlene Zitierweise:
Ferdinand Freiligrath: Neuere politische und sociale Gedichte. Erstes Heft. Zweiter Abdruck.. Selbstverlag des Verfassers, Köln 1849, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuere_politische_und_sociale_Gedichte_Freiligrath_1849.pdf/12&oldid=- (Version vom 1.8.2018)