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IV.
Wandere!


     Wenn dich ein Weib verrathen hat,
So liebe flink eine Andre;
Noch besser wär’ es, du ließest die Stadt –
Schnüre den Ranzen und wandre!

5
     Du findest bald einen blauen See,

Umringt von Trauerweiden;
Hier weinst du aus dein kleines Weh
Und deine engen Leiden.

     Wenn du den steilen Berg ersteigst,

10
Wirst du beträchtlich ächzen;

Doch wenn du den felsigen Gipfel erreichst,
Hörst du die Adler krächzen.

     Dort wirst du selbst ein Adler fast,
Du bist wie neugeboren,

15
Du fühlst dich frei, du fühlst du hast

Dort unten nicht viel verloren.



Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Heine: Neue Gedichte. Hoffmann und Campe, Hamburg 1852, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neue_Gedichte_(Heine_1852)_212.gif&oldid=- (Version vom 1.8.2018)