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dieser köstlichen Stunde, wo meine Seele so voll ist von Andacht und Rührung, will ich dir, du Heil- und Lebensspender, alle meine Lebenstage angeloben, will dir und mir selber angeloben, alle meine Kräfte und Fähigkeiten zu vereinen, um meine Pflichten als Mutter, als Gattin, als Mensch und Israelitin zu erfüllen, und ihnen Herz und Geist zu widmen und zu weihen mein Leben lang.

Allmächtiger, nimm gnadenreich mein Gelöbnis an, und verleihe mir dazu deinen Segen, daß ich es standhaft und ausdauernd vollbringe, daß die Erfüllung meiner Pflichten mir stets angenehm und herzbefriedigend bleibe, und die Ausübung des Guten mir stets theurer und vorzüglicher sei, als alle Freuden und Reize der Welt. Verleihe mir Weisheit und Kraft, meine Kinder zu erziehen zu guten und edlen Menschen, zu redlichen und nützlichen Staatsbürgern, zu frommen, eifrigen Anhängern unseres Glaubens. Segne meinen Gatten, daß er lange lebe in unserer Mitte, und daß sein Streben und Mühen für unsere Kinder, als ihr Ernährer, Erzieher und Beschützer stets einen reichlichen Gewinn bringe, und uns und ihnen niemals etwas abgehe. Segne unsre Kinder, daß sie wachsen und gedeihen, an Geist und Körper, und daß sie werden die Freude und der Stolz unseres Herzens und die Lieblinge Gottes und der Menschen. Amen.


In kinderloser Ehe.

„Gott, gedenke unser.”
 (Ps. 115, 12.)

Allwaltender! Alles, was in deinem großen Reiche lebt und webt, hast du derart geschaffen, daß es sich fortpflanze von Geschlecht zu Geschlecht, Eine das Andere zeugend. Alles stehet da im frohen Bewußtsein seiner erfüllten Bestimmung! Die Mutter drückt freudig ihr Kind ans Herz, unter Thränen lächelnd, vergißt sie all ihr Leid, und stark und muthig ringt sie mit dem Leben für Kindesliebe und Kindesfreude. – Das wilde Thier, liebkosend seine Jungen, wird zahm, und hegt und trägt, und wahrt und nährt die junge Brut, und vertheidiget sie mit seinem Blute. – Und selbst die Pflanze schüttelt wohlgefällig in den Lüften ihr Haupt, und streuet ihren Samen weit umher, damit sie tausendfältig,

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Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)