Seite:Neuda-Stunden der Andacht-1858.pdf/78

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

des Geduldeten hat sich in die feste bleibende Stätte des Einheimischen und Eingeborenen verwandelt, sicher und ungestört, wie Israel einst in dem Schatten seiner Palmen und Feigenbäume, ruhen wir unter dem Friedenszelt des Gesetzes, wie alle, unsere Brüder im Lande.

Drum sei gepriesen, Herr, für die Wunder, die du einst unsern Vätern erzeiget hast, und für die Wunder, die du uns, ihren Kindern, noch heute erzeigest! Du hast uns nicht verlassen und wirst uns nicht verlassen. Gepriesen und gebenedeiet sei dein heiliger Name. Amen.


An den letzten Tagen des Laubhüttenfestes. (Schemini Azereth.)

„Freue dich an deinem Feste.”
 (5. B. Mose 16, 14.)

Mit dem heutigen Tage beschließen wir das Laubhüttenfest und mein Herz erhebt sich zu dir, Allgütiger, um dir zu danken für jede frohe festliche Empfindung, die du mich hast fühlen, für jeden frohen festlichen Genuß, dessen du mich hast theilhaftig werden lassen.

Wir sind in Hütten gesessen, wie du geboten, und haben ungestört und in Frohmuth unsre Festmahle darin eingenommen und mit frommen festlichen Gefühlen beim Freudenbecher, deinen Namen geheiligt und gepriesen. Wir verlassen nun diese Hütten und ziehen ein in unsre festen Wohnungen mit allen ihren Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten. Mögest du auch das Obdach deines Friedens, über uns breiten, mögest du es uns nie vergessen lassen, daß du allein unsres Hauses Stütze und Säule, unseres Lebens Schutz und Schirm bist, daß du es bist, der da segnet Feld und Flur, Tenne und Kelter, daß du unser Erdenleben schmückest mit den Gaben deiner Huld und die Pforten deiner Himmelswohnungen uns aufthust, wenn unsre Leibes- und Lebenshütte hienieden über uns zusammensinkt.

Eine Laubhütte wohl ist unser Leben, grüne Hoffnungsblätter bilden das Dach, die Wände überkleidet von Schmuck und Zierde, der Tisch gedeckt mit einladenden lockenden Genüssen. Wohl begehen wir darin heitere Feste, und blicken fröhlich hinaus in

Empfohlene Zitierweise:
Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/78&oldid=- (Version vom 1.8.2018)