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haben vor dir gesündigt und uns vergangen, wir und unser Haus. – Ach, vergib uns, Herr, unsere Schuld und unser Vergehen, nimm unsre Reue, nimm unsre Thränen, nimm unsre frommen Vorsätze und Entschlüsse als dir wohlgefällige Opfer an. – Laß die Cherubim deiner Gnade und Treue die Vertreter und Fürbitter für uns an deinem Throne sein, daß jeder Makel von uns genommen werde, und unsre Schuld in Unschuld sich verwandle, daß wir gesühnt und geläutert uns fühlen, wie neugeboren, wie der frische Tag, wenn Nacht und Nebel weichen. – Laß auch in unser Herz die Freude einziehen und den Jubel und das frohe Bewußtsein der von Gott erlangten Versöhnung. Laß von neuem stark und kräftig in uns werden die Hoffnung auf Gott, die da nimmer täuschet, und den frohen Gottesglauben, der wie Kühlung in des Sommers Hitze das Herz erfrischet, daß von neuem du mit Huld und Freundlichkeit auf uns niederblickest und uns gewähren mögest alles das, wonach das Herz sich sehnt in seinen innersten Tiefen:

Ein Jahr des Segens und des Gedeihens, reich an Frucht des Feldes und des Gartens, reich an beglückenden, segenvollen Ereignissen, auf daß Ruhe, Freude und Friede im Lande herrsche, und gesegnet all unser Thau und Unternehmen sei! – Lasse Wohlstand und Wohlergehen einkehren in Haus und Hütte, daß wir fern von Noth und Kummer uns deiner milden Gottesgaben erfreun. Laß alle Kranken Heilung, alle Trauernden Trost, alle Witwen und Waisen Annehmer und Vertreter finden, und alle unsre Lieben und Angehörigen erhalte uns zu einem langen und beglückten Leben, daß wir stets rührig und rüstig, freudigen Geistes und Herzens deinen Geboten nachgehen, und deiner geheiligten Lehre anhängen in unwandelbarer Liebe und Treue all unser Leben lang. Amen.


Zug des Oberpriesters nach und aus dem Tempel.
Beschreibung

von dem Einzuge des Hohepriesters in das Heiligthum, und dessen Auszug aus demselben. Nach einer Schilderung eines vornehmen Römers, der dieselbe schriftlich hinterlassen, und die im שבט יהודה‎ sich vorfindet.[1]

Sieben Tage vor dem ausgezeichnetsten des Jahres, dem Versöhnungstage, wurden in dem Hause des Hohepriesters Thronsitze


  1. Der würdige Herr Dr. Letteris hat das Verdienst, auf diese schöne Schilderung im שבט יהודה‎ aufmerksam gemacht zu haben.
Empfohlene Zitierweise:
Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 57. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)