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Fehls auf unsere Seele, drückt sich als scharfer Stachel in unser Herz und bedeckt uns mit Scham und Schmach! Nur im Vertrauen auf deine unendliche Güte und Gnade treten wir heute vor dich hin, um mit unseren Thränen und unserer Reue die schwere Schuld zu sühnen, unter der wir seufzen. Nur deine Barmherzigkeit, nur deine Liebe, die da nicht will, daß der Frevler sterbe, sondern zurückkehre und sich bessere – ist mein Trost und meine Hoffnung. In Demuth und Zerknirschung rufe ich deinen heiligen Namen an, und flehe: Vergib, Allvater, vergib meine Sünde, und verfahre mit mir nach dem Maße der Barmherzigkeit, die so groß ist, und nicht nach meiner Schuld. Laß deinen Schirm und deine Obhut in dem neuen Jahre wie bisher über mich walten; erhalte mir meine Lieben und Angehörigen, verzeichne uns in das Buch des Lebens, zum Leben, zum Glück, zur Wohlfahrt; wende ab von uns jedes böse Geschick, jedes traurige Verhängniß. Laß süß und mild die Frucht des Lebens für uns reifen. Laß deiner Gnade Sonnenschein unsern Pfad erleuchten, lege die Fülle deines göttlichen Segens auf all unser Beginnen, gib Gelingen unserm Streben, Heil unserm Wirken, Verwirklichung unseren Hoffnungen, Gewährung unseren Wünschen. Laß des Friedens und der Eintracht beseligendes Band fest und dauernd sich um unsere Herzen legen. Laß dein Erbarmen walten über jedes Leid und Weh, schicke Heilung allen Wunden und Leiden der Seele, wie allen Gebrechen und Krankheiten des Körpers; schicke deinen Trost und deine Hilfe Allen, die deines Trostes und deiner Hilfe bedürftig sind. Gib, daß wir geduldig und ergeben in alle Lagen des Lebens uns fügen, unverzagt und vertrauensvoll der Zukunft entgegenharren und reines Herzens vor dir wandeln, bis wir am Ende aller unserer Lebensjahre vor deinem Himmelsthrone erscheinen, um dir Rechnung darüber abzulegen. Amen.


Beim Schofarblasen.

„Heil dem Volke, daß den Schofarklang
verstehet, es wandelt, Herr in deinem
Lichte, in den Strahlen deines Angesichts.“
 (Ps. 89, 16.)

Wie erbebt mir das Herz bei des Schofars feierlichem Schalle, seine Klänge wiederhallen an den tiefsten Saiten meines Innern,

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Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/55&oldid=- (Version vom 1.8.2018)