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aber unter solche, bei denen sich ihre Herzen in fröhlicher harmloser Offenheit erschließen können und ein gleichtönendes Echo finden. Wir sollen ihnen eine Umgebung suchen, wo eine reine Natürlichkeit, ein frommes unschuldsvolles Herz geschätzt und heilig gehalten wird; wo ihnen das Bild weiblicher Würde und Tugend in seiner anmuthigen Gestalt entgegentritt, sie zur Nachahmung und Wetteifer beseelt, und ihr geistiges Auge an das Edle und Schöne gewöhnt.

Wohl sollen wir ihnen Bücher geben, aber gewählte, von dem streng prüfenden Blick einer verständigen Mutter oder Erzieherin auserlesen. Wir haben deren ja so viele, die Herz und Geist erheben und bilden; die Gegenwart ist reich genug an Schriften, der gewandten Feder geistreicher Autoren entflossen, die sowohl die Belehrung als das Vergnügen der jungen Lesewelt zum Zwecke haben.

Vor Allem aber wollen wir ihnen als edles Beispiel der Bescheidenheit, der Genügsamkeit, des häuslichen Waltens, der innigen Anhänglichkeit an Gott und Volk und Glauben, und der treuen Erfüllung aller unserer Pflichten vorangehen, und sie lehren, in einem höhern Streben als in dem nach Luxus und eitlem Tand ihr Vergnügen und ihren Genuß suchen.

Wenn die Bildung unserer Töchter eine derartige Pflege erhält, dann dürfen wir hoffen, daß mit ihnen das Glück einziehen werde in ihr eheliches Haus, daß Freude und Wohlergehen darin seinen bleibenden Wohnsitz nehmen, der Geist des Friedens und der Eintracht, der Geist des Edelmuths und inniger beseligender Religiosität darin herrschen werde.

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Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/162&oldid=- (Version vom 1.8.2018)