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aller Art bereichern, dürfen wir auch das nicht vergessen, was der eigentliche Grundstein aller Gesittung ist, und ohne das alle Kenntnisse und alle Bildung des Geistes nur der uns fernstehenden, winterlichen Sonne gleichen, die wohl Licht und Glanz, aber keine Wärme spendend, ihre Strahlen unerquicklich und unwirksam über die Gefilde streift – dies ist die Veredlung des Herzens, die Hebung und Kräftigung der religiösen Gefühle!

Aber leider wird dies in der Gegenwart nur zu sehr hintangesetzt! Das Aeußerliche und Schimmernde wird gepflegt, aber das Herz mit allen seinen Blüthen und Keimen wartet man nur mit nachlässiger Hand, und überläßt es ruhig der Zeit, was sie aus ihnen bilden wird, ob süße, erquickende Früchte, oder Unkraut, oder gar Giftpflanzen. Die Lehre der Religion wird nur nebenbei, nur als Form- und Nebensache behandelt! Und doch ist der Adel der Gefühle und die tiefsinnige Religiosität der höchste Schmuck der Frau. Sie gießen über ihr ganzes Wesen jenen unvergänglichen Zauber und Liebreiz aus, der ihr alle Herzen gewinnt; sie geben allen ihren Eigenschaften und Talenten erst den wahren Werth; im Verein mit ihnen werden dieselben erst ein Segen für ihr Haus und für die Welt, für die Gegenwart und für die Zukunft! –

Darum, ihr edlen Mütter in Israel, sorgen wir dafür, daß dieser hohe Schmuck unsern Töchtern nicht entgehe. Machen wir es ihren Erziehern zur ersten Pflicht, daß sie durch den erhabenen Unterricht von Gott und seinen Wundern die Herzen derselben veredlen; daß sie vor ihnen aufrollen die Geschichte und Geschicke unserer Vorfahren,

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Fanny Neuda: Stunden der Andacht. Wolf Pascheles, Prag 1858, Seite 146. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Neuda-Stunden_der_Andacht-1858.pdf/158&oldid=- (Version vom 1.8.2018)