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könnte. Mir ahnet nichts Gutes, sagte sie mit bebender Stimme. Heinrich! Heinrich! Halte dich zu Gott, daß er sich zu Dir halte! Heinrich, drücke uns nicht ins Grab! – Sie vermochte nicht mehr zu reden. – Der Vater hielt ihn in tiefem Ernste nochmals seinen bisherigen bösen Wandel vor, warnte ihn mit väterlicher Liebe, und drohete ihm, daß er ihm nie wieder unter die Augen kommen sollte, wenn er sich in der Fremde unwerth mache, sein Sohn zu heißen.

Auch diese Stunde rührte Heinrich. Er reisete ab, von einen Schwarme lustiger Brüder bis an’s nächste Dorf begleitet. Das sollte die letzte Freude seyn, die er mit ihnen genösse, sagte er sich selbst zu.

Die Fremde gefiel ihn so lange, als er noch Zehrpfennige im Beutel hatte, und er von einer Stadt zur andern wandern konnte, ohne an Arbeit zu denken. Als er sich aber genöthigt sahe, sich um Arbeit umzusehen, wenn er nicht betteln wollte, da wurde es ihm unwohl zu Muthe. Er suchte Arbeit, und fand sie. Sein Meister war in den ersten Tagen mit ihm zufrieden, und Heinrich würde es sehr gut bei ihm gehabt haben, wenn sich nicht gar zu bald seine große Neigung zu Spiel und Trank gezeigt hätte. Die Bemerkungen, welche sein Meister ihm darüber machte, erwiederte er mit Grobheit,

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/97&oldid=- (Version vom 15.9.2022)