er den folgenden Tag zur Universität abreisen
wollte. Heinrich fand er nicht zu Hause. Die Eltern desselben baten ihn, eine Weile zu warten, sie
meinten, ihr Sohn würde bald kommen. Schon
wurde es spät, und Heinrich kam nicht. Dennoch
verweilte Karl bei seinen Eltern, denn er mochte
gern vor seiner Abreise seinen Jugendfreund noch
einmal sprechen, ihm noch einmal warm die Hand
drücken und ein ernstes, mahnendes Wort zu ihm
reden. Heinrichs Eltern wurden unwillig über das
lange Ausbleiben ihres Sohnes. Der Vater sprach
manches harte Wort über ihn, und die Mutter suchte
vergebens ihre Seufzer zu unterdrücken. Karl redete
das Beste zu den unangenehmen Verhältnissen, bis
endlich Heinrich polternd ins Haus stürzte. Er wurde
durch die Anwesenheit Karls betroffen, besann sich
eine Weile, und ging dann mit Herzlichkeit auf ihn
zu, und grüßte ihn mit dem Worte der Jugend:
Guten Abend, lieber Karl! – Karl faßte seine
Hand und sagte, daß er gekommen sey, Abschied
von ihm zu nehmen. Es ist zwar spät, fügte er
hinzu, laß uns aber noch einen kurzen Spaziergang
mit einander machen, das werden die werthen Eltern
wohl erlauben. Heinrich und die Eltern willigten
ohne Zaudern ein. Karl nahm darauf Abschied
von den Eltern Heinrichs. Sie segneten ihn mit
Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/92&oldid=- (Version vom 14.9.2022)