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seinen weiten Reisen gesehen hatte, und immer waren seine Schilderungen mit Lobsprüchen auf die Allmacht, Weisheit und Güte des Schöpfers verbunden. Wie eine Schülerin saß das fromme Mädchen mit der größten Aufmerksamkeit da, und hörte auf den Herrn, der in seinen Erzählungen selbst so vornehm und doch so demüthig erschien. Endlich ersuchte der Herr sie, daß sie nun auch einmal etwas erzählen möchte. Da antwortete sie ihm, daß sie von nichts zu erzählen wisse, als von der Sennhütte und von der Alp, wo sie stand, weiter wäre sie nicht gekommen. Und wie sie die Reise hierher gemacht hätte, da wäre sie überall so schnell vorüber geeilt, daß sie nichts Besonderes hätte auffassen können. Aber die Alp und die Hütte, sagte sie, stehen mir noch immer vor Augen, und es kommt mir oft so vor, als sey ich ihnen so nahe, daß ich bloß über ein kleines Feld und einen Bach zu eilen brauche, um dort zu seyn. Aber denke ich dann wieder an das weite Meer, und an die vielen Länder, die wir durchreisten, als wir hierher kamen – dann schlage ich traurig die Augen nieder. Als ich aber jüngst die Landschaft, wo ich bei Großvater gewohnt habe, im Gemälde erblickte, da habe ich mich so wohl gefühlt, wie ich mich hier noch nie fühlte, und seitdem bin ich oft dorthin gegangen, sie zu sehen.

– Ja, sagte

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/75&oldid=- (Version vom 4.8.2020)