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schiffen. Ich bleib bei euch, wenn auch Vater und Mutter ziehen. Und sie mögen auch noch wohl nicht ziehen, sie mögen sich auch erst bedenken.

– Der alte Hirt wischte sich die Tränen aus den Augen und zog Adelaide an seine Brust. Nach einem tiefen Seufzer sprach er: Alles gut, mein Kind. Doch ich werde bald eine andere Reise antreten müssen, und du bliebst dann einsam hier auf den Alpen, indeß deine Eltern in der Fremde wären. Wie wäre das denn, mein Kind?

– Dann möchte ich lieber mit euch in den Himmel ziehen, wo es so schön seyn soll wie nirgend auf Erden! sprach das Mädchen gerührt.

– Das möchtest du wohl, erwiederte der Hirt; aber das möchte dem lieben Gott nicht gefallen, dich so jung von der Erde zu nehmen.

– Darauf schwiegen beide lange. Endlich fing der Hirt wieder an: Laß uns zur Heerde gehen, und auf Gott hoffen, der Alles wohl machen wird. Und sie gingen zur Heerde.

Von dem Tage an aber war es ganz anders in der Sennhütte als sonst. Die Heiterkeit des alten Hirten, wie die des jungen Mädchens, war oft getrübt. Und es kamen die Sennen aus der Nachbarschaft oft daher und sprachen mit dem Alten über das Erbe in Amerika. Der eine rieth dies, der andere das, so daß die Hütte oft einer Rathsstube

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Hermann Adam von Kamp: Natur und Menschenleben. G. D. Bädeker, Essen 1831, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Natur_und_Menschenleben_-_Hermann_Adam_von_Kamp.pdf/62&oldid=- (Version vom 4.8.2020)