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Die Söhne blieben daher auch zu Hause, um ihm beyzustehen. Sie bemerkten aber, daß nun bald, aus Mangel an Arbeit, Armuth und Dürftigkeit sich wieder einfinden würden. Die Zwillingsbrüder, von der zärtlichsten gegenseitigen Liebe beseelt, faßten daher den gemeinschaftlichen Entschluß, ganz allein ihr Heil in der Fremde zu versuchen, und ungleich weiter zu gehen, als sie auf ihren ersten Zügen gekommen waren. Der Vater stimmte ein, drückte sie noch einmahl an sein Herz und gab ihnen seinen besten Segen mit auf den Weg, aber, leider! nicht mehr als 15 kr. Rhein. in die Tasche, seinen ganzen Geldvorrath. Seine Söhne wußten das wohl, und wollten eben deswegen auch das Wenige nicht annehmen. Darüber entstand zwischen beyden Theilen ein langer und edler Kampf; weil aber offenbar alles Weigern nichts half, und die ernstlichsten Versicherungen der Söhne, daß sie gar kein Geld brauchten, vergeblich waren, so nahmen sie endlich dieses aufgedrungene Geld an, versprachen aber zugleich, dasselbige, so Gott wollte, bald wieder zu ersetzen, schieden mit thränenvollen Augen von den Ihrigen, und gingen, etwa 17 Jahr alt, jeder seine Violin unter dem Arme und den

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Anonym: Muster von Kindes- und Bruderliebe in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 747. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Muster_von_Kindes-_und_Bruderliebe.pdf/5&oldid=- (Version vom 22.8.2016)