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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen


15 [113] glusam, mäßig erwärmt (auch in moralischer Bedeutung: stillen Charakters).

16 gänge Pfade, begangene.

17 [126] Küllhasen, Kaninchen.

18 Schachzagel (das), Schachspiel.

19 [127] fernd, voriges Jahr.

20 Kappis, Kohl.

21 [129] Oehrn, Hausflur.

22 [131] Habergeis, von heben, wegen der hüpfenden, hoppelnden Bewegung des Kreises.

23 Bauren-Schwaiger, von geschweigen, stillen. Die alten Griechen und Römer hatten magische Kreisel, Rollen und Räder, meist aus Erz, deren sich Frauen und Mädchen zum Liebeszauber bedienten, indem sie dieselben unter seltsamen Bannsprüchen herumdrehten. So in der zweiten Idylle des Theokrit. Nach einem Epigramm der griech. Anthologie hatten vornehme Thessalerinnen dergleichen aus Edelstein und Gold, mit Fäden purpurner Wolle umwickelt, welcher besonders eine geheime Kraft inwohnen sollte. Natürlich hat man sich diese Kreisel weit kleiner, überhaupt von anderer Form als den unsern zu denken. In jenem Epigramm wird der Venus ein solches Weihgeschenk gebracht:

Niko’s Kreisel, mit dem sie den Mann fern über das Meer zieht,
     Oder dem stillen Gemach sittige Mädchen entlockt,
Lieget, ein hell Amethystengeräth und mit Golde verzieret,
     Kypris, ein lieber Besitz, deinem Altare geweiht,
Mitten von Wolle des purpurnen Lamms umwunden. Larissa’s
     Zauberin bracht’ ihn dir, Göttin, ein gastlich Geschenk.

 s. Jacobs’s Leben und Kunst der Alten.

Während der Stoff, woraus das Instrument der Larisserin bestand, zum Zweck selbst nichts beitrug, wird er in unsrem Fall Hauptsache, und die von den Alten dem Amethyst zugeschriebene Wirkung, derenwegen man sonst den Stein in Schmuckform bei sich trug, ist hier an den tönenden Kreisel geknüpft.

24 das Selige, selig, berauscht, ist nicht gleichbedeutend mit glückselig, obwohl darauf hinspielend, sondern gleichen Stamms mit Sal, Rausch, Niedersächs.; soûl, betrunken, Französ. – „als verfälschten die Bürger den Landwein auf eine so unleidentliche Weise, daß mehrere Leute das Selige berührt hätte.“ Gemeiner’s Regensb. Chron. zum Jahr 1474.

25 [132] Söhnerin, Schwiegertochter.

26 [133] Susanne Preisnestel, scherzhafte Bezeichnung aufgeputzter Mädchen. Preis heißt der Saum am Hemd; prisen, einfassen; mit einer Kette, gewöhnlich von Silber, einschnüren, um den bei der vormaligen oberschwäbischen Frauentracht üblichen Brustvorstecker zu befestigen; der hiezu gebrauchte seidene oder wollene Bändel hieß Preisnestel.

27 Aschengruttel (Aschenbrödel), sonst im Schwäbischen auch Aschengrittel und Aeschengrusel gennant.

28 [136] einen rothen Rock. Ein alter Reim, welchen die Wärterinnen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 419. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_419.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)