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„Ich will nicht hoffen – wie so?“

„Eugenie beneidet ihre Freundin, und hat auch allen Grund.“

„Aha, Sie haben mir schon meine schwache Seite abgemerkt. Aber was sagt der Bräutigam dazu?“

„Ein oder zweimal will ich durch die Finger sehen.“

„Sehr gut; wir werden der Gelegenheit wahrnehmen. Indeß fürchten Sie nichts, Herr Baron; es hat keine Gefahr, so lang mir nicht der Gott hier sein Gesicht und seine langen gelben Haare borgt. Ich wünschte wohl, er thät’s! er sollte auf der Stelle Mozarts Zopf mitsammt seinem schönsten Bandl dafür haben.“

„Apollo möge aber dann zusehen,“ lachte Franziska, „wie er es anfängt künftig, seinen neuen französischen Haarschmuck mit Anstand in die kastalische Fluth zu tauchen.“

Unter diesen und ähnlichen Scherzen stieg Lustigkeit und Muthwillen immer mehr. Die Männer spürten nach und nach den Wein, es wurden eine Menge Gesundheiten getrunken und Mozart kam in den Zug, nach seiner Gewohnheit in Versen zu sprechen, wobei ihm der Lieutenant das Gleichgewicht hielt und auch der Papa nicht zurückbleiben wollte; es glückte ihm ein paarmal zum Verwundern. Doch solche Dinge lassen sich für die Erzählung kaum festhalten,

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_374.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)