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ballo, ein ganzes Quodlibet, auf Guirlandenart leicht aneinander gehängt. Die jüngere Prinzeß, ein holdes unbefangenes Geschöpf, etwa von meinem Alter, begleitete den Tact gar artig mit Kopfnicken; ihr Lächeln und die langen Wimpern ihrer Augen kann ich noch heute vor mir sehen.

Nun lassen Sie mich kürzlich den Verlauf der Posse noch erzählen, obschon er weiter nichts zu meiner Sache thut. Man kann sich nicht leicht etwas Hübscheres denken. Während dem das Scharmützel allmählig ausging und nur noch einzelne Würfe gewechselt wurden, die Mädchen ihre goldenen Aepfel sammelten und in den Korb zurück brachten, hatte drüben ein Knabe, wie spielenderweis, ein breites, grüngestricktes Netz ergriffen und kurze Zeit unter dem Wasser gehalten; er hob es auf, und zum Erstaunen Aller fand sich ein großer, blau, grün und goldschimmernder Fisch in demselben. Die Nächsten sprangen eifrig zu, um ihn heraus zu holen, da glitt er ihnen aus den Händen, als wär’ es wirklich ein lebendiger, und fiel in die See. Das war nun eine abgeredte Kriegslist, die Rothen zu bethören und aus dem Schiff zu locken. Diese, gleichsam bezaubert von dem Wunder, sobald sie merkten, daß das Thier nicht untertauchen wollte, nur immer auf der Oberfläche spielte, besannen sich nicht einen Augenblick, stürzten

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_357.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)