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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

hergesegelt. Sie war drei Monat fort, die große Reise zum Schwager in Sachsen, ihr tägliches Gespräch, so lang wir sie kennen, kam endlich zu Stand; seit gestern Nacht ist sie zurück, und jetzt, mit ihrem übervollen Herzen – es schwattelt ganz von Reiseglück und Freundschaftsungeduld und allerliebsten Neuigkeiten – stracks hin zur Oberstin damit! die Trepp’ hinauf und angeklopft und das Herein nicht abgewartet; stell’ dir den Jubel selber vor und das Embrassement beiderseits! – Nun, liebste, beste Oberstin, hebt sie nach einigem Vorgängigen mit frischem Odem an; ich bringe Ihnen ein Schock Grüße mit, ob Sie errathen von wem? Ich komme nicht so gradenwegs von Stendal her, es wurde ein kleiner Abstecher gemacht, linkshin, nach Brandenburg zu. – Wie? wär’ es möglich … Sie kamen nach Berlin? sind bei Mozarts gewesen? – Zehn himmlische Tage! – O liebe, süße, einzige Generalin, erzählen Sie, beschreiben Sie! Wie geht es unsern guten Leutchen? Gefallen sie sich immer noch so gut wie Anfangs dort? Es ist mir fabelhaft, undenkbar, heute noch, und jetzt nur desto mehr, da Sie von ihm herkommen – Mozart als Berliner! Wie benimmt er sich doch? wie sieht er denn aus? – O der! Sie sollten ihn nur sehen. Diesen Sommer hat ihn der König in’s Karlsbad geschickt. Wann wäre

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_330.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)