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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

in den Saal mit Backen rosenroth, und war er auch sonst ein sauberer Bursche mit lachenden Augen, ging aber baarfuß. Red’t ihn der König an: „du sagtest ja, das schöne Pferd da unten wär’ deines Vaters, nicht?“ „Und ist auch wahr, Herr, mit Respect zu melden.“ „Wie willst du das beweisen, Bursch?“ „Ich will es wohl, wenn Ihr’s vergönnt. Den Reitknecht hört’ ich rühmen, das Roß ließe Niemand aufsitzen, außer die Königin, der es gehöre. Nun sollt Ihr aber sehn, ob mir’s nicht stille hält und nachläuft, wenn ich ihm Hansel rufe: darnach mögt Ihr denn richten, ob ich die Wahrheit sprach.“ Der König schwieg ein Weilchen, sprach dann zu einem seiner Leute: „bringt mir drei wackre Männer aus der Gemeine her, damit wir hören, was sie dem Knaben zeugen.“ Als nun die Männer kamen und über das Pferd gefragt wurden, so fiel ihr Ausspruch nicht zu Frieders Gunsten aus. Da thät der Knabe seinen Mund selbst auf und hub an, treu und einfältig die Geschichte vom Engel zu erzählen, wie er den Hansel entführte, auch wie er ihm unlängst wieder erschienen sei und ihm die unsichtbare Wiese gezeigt habe, welche den Hansel so stattlich gemacht. Darüber waren freilich die Anwesenden hoch erstaunt, Etliche blickten schelmisch, allein die Königin sagte: „gewiß, das ist ein frommer Sohn und steht ihm die

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_262.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)