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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Baret vor’s Gesicht gedeckt, und als er es wegnahm, stand da vor seiner lieben Dot der Schuster Seppe, mit Blicken, halb beschämt und halb von Freude strahlend. Die Frau schlug in die Hände, rief: Jemine! was soll das heißen? Bub, sag, wo hast du das geborgt? – Ihr sollt’s schon heut noch hören, Bas’: es ist eine weitläufe Sach’, und ich muß gleich fort. – Nun, sei’s woher es wolle; aus einem vornehmen Schrank muß es sein. Nein, aber Seppe, wie gut dir’s steht, Alles, bis auf den feinen Hemdkragen hinaus! Ich sag’ dir, es wär Sünd und Schad, wenn du eine Larve umbändest. Mein Jud, so viel ist ausgemacht, darf seinen Spieß jetzt nur wo anders hintragen. Da, schau einmal, was ich dir Schönes hatte! – Und hiermit lief sie in die Küche, dem Knaben eine gute Eiergerste zum Morgen-Atz149 zu bringen.

Derweil er seine Schüssel leerte, zog sich die Base im Alkoven festtägig an. Sie wollte des Getreibes gern auch Zeuge sein, von einem obern Fenster aus bei einem Schneider auf dem Markt. Der Seppe aber eilte ihr voraus, Sanct Leonhards Kapelle und der Wette zu, stracks auf den Platz.

Von keiner Seele unterwegs ward er erkannt, noch auch gesehn. Warum? er wird doch nicht das Loth mitschleppen? Nein, aber seine linke Brusttasche

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 230. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_230.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)