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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Knab, der Vite! Springt ihm denn Keiner bei von Euch Mannsnamen? – Doch Niemand traute sich hinzu.

Da fing der Seppe an, sangweis mit heller Stimme:

Scheeraschleifer, wetz, wetz, wetz,
Laß dei’ Rädle schnurra!
Stuagart ist a grauße Stadt,
Lauft ansbach dura.

Und als das Kind sich ungebärdig stellte, schwang er’s und flaigert’s hin und her und sang:

Färbersbüable, schrei net so,
Mach mer keine Mändla!
D’ Büasinger mit zwanzig Johr
Trait mer137 en de Wendla,
Heisasa! Hopsasa!
Wia de kleine Kendla.

Die Leute fanden ihrem Staunen, Schrecken, Dattern138 und Zagen nicht Worte noch Gebärden mehr. Eins schob und stieß und drängte nur das Andere dem Abenteuer immer nach oder voraus. Bei dem Gemeindhaus aber schwenkte sich der Seppe seitwärts nach dem Kirchplatz unversehens, daß Alles vor ihm schreiend auseinander fuhr.

Dort, mitten auf dem Platz, sah man den Vite sänftlich an die Erde niederkommen. Da lag denn ein seltsamer Täufling, zornheulend, sonder Hilfe,

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_217.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)