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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Sofort auf seinem Weg probirte er das Loth auf alle Weise, wenn hin und wieder ein Metzger oder sonst ein Mensch bei ihm vorüberkam, und als er nur den Vortheil erst mit Rechts und Links weg hatte, vertrieb er sich die Zeit, sammt seinem Herzensbrast130, auf das anmuthigste und beste.

Auf der Höhe der Feldstätter Markung fuhr hinter ihm daher mit einem leeren Wagen und zween starken Ochsen ein Böhringer Bauer. Der Seppe wollte gern ein Stück weit von ihm mit genommen sein und sprach ihn gar bescheiden und ziemlich darum an; der aber war ein grober Knollfink, that, als hört’ er ihn nicht. Ei, denkt mein Schuster: hörest du mich nicht, so hab’ mich auch gesehn, und sollst mich dennoch führen! – verschwand wie ein Luftgeist im Rücken des Manns und setzte sich hinten auf’s Brett. Da sprach der Bauer mit sich selbst und maulte: Hätt’ i viel z’thaun, wenn i dia Kerle äll uflada wött – Hott ane, Scheck! – dia Scheuraburzler131 do! äll Hunds-Odam132 lauft oar d’rher. Miar kommt koar über d’ Schwell und uf da Waga, miar ett! – Das hörte der Gesell mit großem Ergötzen und hielt sich immer still, gleichwie der Andre auch still ward. Nach einer Weile holt der Böhringer just aus, auf schwäbische Manier die Nas’ zu putzen, hielt aber jäh betroffen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_212.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)