Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 208.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Jetz kenn i mein’ Schatz
Und sei linneweiß G’wand,
Und sei silberes Ringle
Von mir an der Hand.

Es nickt mer en Grueß,
Setzt se nieder am Bett,
Frei luegt mer’s in’s G’sicht,
Aber anrüehrt me’s net.

Drei Wocha vor Ostra,
Wann’s Nachthüehle128 schreit,
Do macha mer Hochzig,
Mei Schatz hot mer’s g’sait.

Mer macha kein’ Lebtag,
Mer halta kein’ Tanz.
Wer goht mit zur Kircha?
Wer flicht mer da Kranz?

In währendem Zuhören dachte der Seppe: die wird sich auch wohl wundern wenn sie hört, ich sei bei Nacht und Nebel fort als wie ein Dieb! – und dachte ferner: wenn diese Gundel deine Liebste hätte werden sollen, und wär’ dir heut gestorben, ob du jetzt übler dran wärest denn so, oder besser? – Er wußte in der Kürze sich selbst keinen Bescheid darauf, stöhnte nur tief aus der Brust und ging weiter.

Bei’m Haus der Wittwe angekommen, drehte er den Schlüssel in der Thür so leis er konnte um, schlich

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)